Patrioten-Herz, was willst du mehr! Es muss schon nach der ersten Speed-Woche dieser Heim-WM höher schlagen nach deem wundersamen Wandel vom maroden, verunsicherten Team zum Medaillensegen, der den Weltcupfluch distanzierte. Einmal Gold, zweimal Silber, noch dazu in der Königsdisziplin Abfahrt, auch wenn am Tag, als der doch nicht unfehlbare Odi nur die Blechtrommel rührte, sich sein designierter, 23jähriger Nachfolger Franjo von Allmen dafür nach drei zweiten Weltcup-Plätzen mit der zweiten Goldenen für Swiss Ski die Abfahrtskrone aufsetzte – um lumpige 0,24 Sekunden vor dem rekonvaleszenten Vincent Kriechmayr, dem 34jährigen, kraftstrotzenden Doppelweltmeister von 2021, der trotz Verletzung fast an Cortina 2021 angeschlossen hätte.
Für mich als jahrzehntelangen Beobachter und Beschreiber der Szene glänzt dieses Silber wie Gold angesichts des Horror-Sturzes von Wengen, bei dem man schon gefürchtet hatte, die Karriere des Mühlviertler Bauernsohnes könnte an der Kippe stehen. Mich erinnern die zunächst nur mit Super-G-Blech, dann mit Abfahrts-Edelmetalls belohnten Husarenritte des immer noch schmerzgeplagten Vinz an den ehemaligen Schweizer Überdrüber-Star Pirmin Zurbriggen, der den Kitz-Streif-Doppelpack 1985 mit einem Meniskusschaden bezahlt hatte, ins Hotel gehumpelt war, sich in einer Baseler Klinik einer Arthroskopie unterzog und 14 Tage später dann Abfahrtsweltmeister in Bormio wurde.
Abgesehen davon, dass der technisch begnadete Pirmin vielen Allroundern, aber nicht allen – schlag nach bei Girardelli – sowieso ein gutes Stück voraus war, hätte man in seinem sanften, introvertierten Saas–Bergwesen nie dieses innere Feuer, diesen brennenden Ehrgeiz, den ungestillten Erfolgshunger, verbunden mit Härte, Selbstdisziplin, Konsequenz und unbändigen Siegeswillen an seinem Gesicht ablesen können.
Ein wenig von all dem steckt auch im Kriechnayr aus dem Hügelland, der in seinen Anfangszeiten auch das technische Einmaleins so gut gelernt hatte, dass er in Slalom und Riesenslalom seinen Mann stehen konnte, ehe er sich in den Speed-Disziplinen spezialisierte. Übrigens ganz ähnlich einem Odi Odermatt, der auch Junioren-Weltmeister in der Kombination mit Slalom gewesen war, ehe er sich entschied, ein Speedy Gonzales zu werden.
Nur ein Fingerzeig, dass sich mit dem geflügelten (englischen) Satz von Back to the Roots und ohne frühzeitige Spezialisierung auch bei der derzeit ziemlich gebeutelten rotweißroten Next-Generation eine Trendwende erzwingen ließe. Auch wenn dieses Thema vor lauter WM-Jubel aktuell lieber schubladisiert und zu Recht erst einma gefeiert wird, wenn WM-Feste fallen. Merks ÖSV: Zukunft wird immer von richtigen Gegenwartsentsheidjgen bestimmt!

