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Von einer historischen Gold-Medaille, hinter der auch eine lange Familiengeschichte steckt

Die Alexandri-Zwillinge Anna Maria und Eirini aus dem Austro-griechischen Drillings-Trio der Synchron-Nixen haben mit dem WM-Titel in der Duett-Kür österreichische Schwimmgeschichte geschrieben. Just im japanischen Fukuoka, just dort, wo ein aus medizinischer Prophylaxe mit Mama nach Wien gewechselter Migrant namens Maxim Podoprigora vor 22 Jahren und 24 Stunden vor Markus Rogan die historische erste WM-Silbermedaille im Schwimmsport erobert hatte. Und wer´s ganz genau nimmt, für den Ist´s nach Kurzbahn-Goldenen von Rogan (2008) und Auböck (2021) überhaupt der erste ganz große WM-Titel, von dem man schon jetzt sagen kann: Fernost war die weite Reise wert.

Ja, sie sind in die Annalen des heimischen Schwimmsports eingegangen, aber hinter dem unaufhaltsamen Aufstieg der Alexandri zu goldenen Nereiden stecken auch  andere Geschichten, auch und vor allem die Worisch-Dynasty-Story, die mit dem Synchronschwimmen in Österreich untrennbar verbunden ist. Ja, was hätte nur Eva Worisch zu diesem Himmelsturm gesagt, jene Eva, die als ehemalige Medaillengewinnerin im Wasserspringen dann auf den Spuren der Hollywood-Diva Esther Williams in den 70er-Jahren die Mama des heimischen Wasserballetts geworden war – und dann Tochter Alexandra (mit Partnerin Eva Edinger) so bemutterte, dass es damals EM-Gold, Silber und Bronze gab in einem neuen, in Topnationen geliebten Welt-, hierzulande eher belächelten Randsport. Und bis zum tragischen Tod vor sechs Jahren war die rührige Nixen-Mama und Großtante der Xandi-Nachfolgerin Nadine Brandl immer noch mit Herzblut bei der Sache, auch wenn sich viele ihrer Träume nicht mehr erfüllen sollten.

Als die bulgarische Toptrainerin Albena Mladenova die in Griechenland eher in Ungnade gefallenen Alexandri-Drillinge von Athen nach Wien lotste, auch mit dem Hintergedanken, dass ein Teenager aus dem Trio mit Nadine Brandl ein neues Erfolgs-Duo bilden könnte, stand diesem Plan die längste Zeit nicht nur ein Einbürgerungs-Stopp im Wege, sondern auch andere (personelle) Hürden, halt hausgemacht in AustrIa.

Eingebürgert wurden die Alexandri übrigens in der kurzen Präsidenten-Ära des in jeder Hinsicht „smarten“, aber nicht gerade Sport-affinen Yuppies Stefan Miklauz, der bald darauf aus pikanten, delikaten Gründen seinen Hut nahm. Die Neo-AustrianerInnen bedankten sich dafür und die Aufnahme in die Prokop-Schule in der Südstadt mit Medaillen bei den Europaspielen 2015, die quasi den Startschuss für den alljährlichen Fortschritt bedeuteten, der nun nach ersten gro0en Medaillen im Vorjahr mit der ersten Goldenen gekrönt wurde. Und wenn´s so weiter geht, dann könnte ja – ohne Eulen nach Athen zu tragen! – im kommenden Jahr in Paris der Sturm auf oder besser in den Olymp folgen!

Vasiliki Alexandri im Silberglück mit Trainerin Albena Mladenovic, und die Gold-Zwillinge, die Geschichte schrieben.

Wie im Zeitraffer erzählt, so hat das Synchronschwimmen bei uns eine Geschichte von einem halben Jahrhundert, die zurückreicht bis zu einer gewissen „Solo-Wassertänzerin“ Ida Weingärtler und zum Worisch-Edinger-Duo, das anno 1978 bei der erst dritten aller Schwimmweltmeisterschaften im Open-Air-Olympiabad im nasskalten Berlin debütierte. Drei Jahre später holte Worisch ihre ersten Medaillen, der 1985 in Sofia dann Gold (Duo) und Bronze (Solo, 1986 war sie auch noch WM-Fünfte) folgten. Sie selbst war dann nach ihrer Rückkehr aus Deutschland ebenso als Trainerin tätig wie die zugewanderte Albena Mladenova, die sich bei ersten Eindrücken von den Alexandri-Drillingen nicht getäuscht hatte.

Xandi Worisch, die erste Medaillen gewann, und Mama Eva, Ex-Wasserspringerin , die Mutter des Synchronschwimmens wurde.

So hat sich sich eins ins andere gefügt, wobei da und dort manchmal was im Puzzle nicht gepasst hat. In Fukuoka gab´s jetzt die Krönung mit Gold, das den ersten Flop (5.) glanzvoll korrigierte, und mit Silbernen für die Solo-Schwester. Die kleine, feine Welt des Wasserballetts dreht sich jetzt mit tollen Import-Mädels im Dreivierteltakt. Was nach Paris kommt, wenn die Drillinge sportlich langsam pensionsreif werden, steht noch in den Sternen. Schließlich krankt´s auch deshalb an Nachwuchs, weil´s an genormten Wasserflächen, aber auch an TrainerInnen mangelt, die sich so auskennen wie eine Albena Mladenova, die den Löwenanteil an den (alles andere denn „bärigen“) Erfolgen der Alexandri hat.

Und wenn sich der juristisch geschulte, im ÖOC-Machtkampf zwar vorlaute, aber sonst schwachbrüstige Schwimmpräsident jetzt in den vergoldeten und versilberten Fukuoka-Medaillen ebenso sonnt und suhlt wie sein Sportdirektor, seine Generalsekretärin oder andere Funktionäre abseits der Protagonistinnen, so sei nochmals gesagt, dass es sich dabei um eine Vorspiegelung falscher Tatsachen handelt. Geschlossene Bäder oder solche, in denen echtes Training nicht möglich ist, sprechen eine ganz andere Sprache. Gerade angesichts des Südstadt- und auch Trainingslager-Goldes (dank staatlicher Förderungen) der importierten, aber hier ein Jahrzehnt trainierten Drillinge sei erwähnt, dass heimische Meisterschaften kürzlich beim slowakischen Nachbarn in Bratislava ausgetragen werden mussten. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, sondern eher immer weniger. Ganz sicher aber für und durch die Alexandris…

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