Ob er sich ärgert, weiß ich nicht, aber ganz sicher wird sich Marcel Hirscher im Countdown zu seinem mit Spannung erwartetem Weltcup-Comeback in vier Wochen in Sölden denken und sagen: Auf die FIS ist kein Verlass! Hattesie noch vor einigen Wochen die Wildcards sozusagen mit Butz und Stengel für die ganze Saison bei jenen Top-Läufer: Innen abgesegnet, die nach zwei bis zehn Jahren wieder Lust auf den Weltcup haben, so machte sie nun bei der Sitzung in Rückzieher, der im Grunde keiner ist, nimmt man das oft beschworene Gleichheitsprinzip zur Hand. Das sei vorweg gesagt.
Da mit dem ÖSV und Generalsekretär Christian Scherer auch einige Granden gegen diese Ausnahmebestimmung wetterten, die dem nicht mehr für Rotweißrot, sondern Oranje fahrenden Hirscher die Rückkehr über Erfolge in FIS-Rennen in Neuseeland (und/oder Australien) erspart, hat die FIS die Regel jetzt insofern geändert, dass der jeweilige Verband oder Athlet vor jedem Weltcup um eine Wildcard ansuchen muss. Diese salomonische Anpassungsfähigkeit war sich ein Mann sie Johan Eliasch, der sich um das Amt des IOC-Präsidenten bewirbt, ja schuldig.
J, die Regel wurde adaptiert, aber aber so, dass sie bei Marcel Hirscher immer noch wie ein Maßanzug sitzt, schließlich hat er die Wildcard für den Saisonauftakt schon im Sack gehabt, weshalb er ja nach dem Training in Neuseeland abgedampft ist, bevor es das eine oder andere Rennen trotz Schlechtwettereinbruchs doch gab. Dafür hätt´s am anderen Ende der Welt noch weitere Startgelegenheiten gegeben, auf die er verzichten konnte.
Dass das Hirscher-Comeback zunächst einmal für Sölden ein Himmelgeschenk ist, steht ja außer Zweifel. Die Devise: Gemma-Hirscher-Schauen, ist ganz sicher nicht nur ein lokaler, regionaler Publikumsmagnet, weil das Comeback des Golden Boy, der jetzt auf Orange macht, weit über die Ski-Szene hinaus für enormes Interesse im Sport sorgt – auch in Amerika, was sowohl für den Formel-1-gebeutelten Hirscher-Sponsor als auch für de Bullen-Ski alles andere denn ein Nachteil ist.
Was passiert, wenn Marcel doch nicht so über die Pisten hirschen sollte mit seinen eigenen Van-Deer-Brettln, wie das fast alle erwarten, der “Blick” in der Schweiz aber skeptischer beurteilt, darauf bin ich schon gespannt? Alles rein theoretisch angedacht und nicht etwa erwünscht, aber wenn der einstige Seriensieger vergleichsweise so mit sich und der Konkurrenz so zu kämpfen hat wie Dominic Thiem bei der letztlich gescheiterten Rückkehr seit vier Jahren, dann würde ja wohl die Wildcard-Frage so aufgeworfen wie bei unserem zweiten Grand-Slam-Sieger Thiem, dem nur die Amerikaner als US-Open-Sieger gnädig waren.
Aber ich persönlich bin mir aber fast sicher, dass ein Rationalist wie Hirscher nur dann und dort starten und um Wildcards ansuchen will und wird, wenn er sich dessen sicher ist, vorn mitzumischen. Ansonsten braucht er ja auch gar keine. Hauptsache, ein flexibler FIS-Präsident und IOC-Präsidentschaftskandidat, dessen Firma ja auch im Tennis ganz groß da ist, zeigt sich bei (Spiel) Regeln mit seinem Team anpassungsfähig. Man muss j nicht unbedingt nass werden, wenn man den Pelz wäscht…