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Vom „Schattenmann“ Ofner und dem Rollentausch im Hause Thiem

Wenn sie mich fragen, dann ist´s an der Zeit, sich weniger mit dem Schicksal des einstigen, aber offensichtlich in vielerlei Hinsicht unbelehrbaren Tennisliebling Dominic Thiem zu beschäftigen, sondern seinem jüngeren, größeren „Stallkollegen“ Sebastian Ofner zuzuwenden. Der 27-jährige Steirer, der in seiner anfangs vielversprechenden Laufbahn ebenfalls durch Verletzungen und OP´s gebremst worden war, hat sich im Gegensatz zum Sohn seines Cheftrainers Wolfgang Thiem mit dem Touring Coach Stefan Rettl in einem Jahr aus dem Niemandsland um 200 bis auf Platz 43 katapultiert und damit in Bereiche, die ihm die wenigsten zugetraut hätten.

Inzwischen aber hat der 1,91 m große Ofner, Spitzname „Ofi“, mehrfach bewiesen, dass er und sein damals sensationelles Achtelfinale in Roland Garros keine Eintagsfliegen gewesen sind, sondern sozusagen das mentale Ventil, mit Aufgaben und Herausforderungen zu wachsen. Wäre er sich dessen vor einem knappen Jahr schon bewusst gewesen, hätte er wohl nie mit Freund Dominic gewettet, dass er sich die Haare blond färben lassen werde, sollte er in der Saison unter die Top 50 kommen. Aber siehe da, der von sich selbst bei allem Ehrgeiz von seinem Potenzial noch gar nicht überzeugte „Ofi“ übertraf sich immer wieder selbst.

Sosehr, dass er immer öfter vermeintlich größere und höhere Hürden meisterte – sozusagen im Rücken wie Schatten von Dominic Thiem, dessen Hadern mit sich selbst und der verhinderten Rückkehr an die Spitze aber mehr Aufmerksamkeit erregte als der Vormarsch des jüngeren Kollegen. Und anders als Thieminho, der gegen Nadal in Brisbane nur zehn Games lang mitgehalten hatte, steht Ofner nach Siegen gegen höher eingeschätzte Gegner wie MacKenzie McDonald (gegen den er vordem verloren hatte) und nach einem Tiebreak-Krimi in drei Akten gegen den auf Platz 25 rangierenden Jan Lennart Struff im Viertelfinale von Hongkong.

Egal, wie das Duell mit dem spanischen Djokovic-Angstgegner Bautista Agut, der laufenden Wand mit Ballsicherheit, auch ausgeht – anders als der talentiertere „Streichelpeter“ Thiem macht Sebastian Ofner aus den Eigenschaften, die ihm in die Wiege gelegt wurden, aber auch denen, die er sich hart erarbeiten musste, das Maximum heraus. Daran sollte sich jener Freund Dominic ein Beispiel nehmen, der vordem wohl Idol und Vorbild von „Ofi“ gewesen war. Ein höchst ungewöhnlicher Rollentausch, von dem ich meine, dass er kommentiert werden musste.

Bildnachweis: öoc.

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