Da hab ich gestern frisch von der Leber weg ganz teutonisch geschrieben, dass der Harry-Kane-Deal mit dem FC Bayern in trockenen Tüchern wäre, als des Nachts auch beim wechselwilligen Goalgetter offenbar Zweifel auftauchten, ob er vom Norden Londons wirklich mit schwangerer Frau und drei Kleinkindern nach München übersiedeln will. Und plötzlich soll auch der mit Geldgeschäften ziemlich gewiefte Spurs-Boss von Grün wieder auf Rot geschaltet haben, um noch ein bisserl mehr aus der prallen Bayern-Kassa rauszuholen nach der altrömischen Devise: Pecunia non olet, auf gut Deutsch: Geld stinkt nicht. Oder: Verlang, wenn man dir gewillt ist, fast alles zu geben.
Jedenfalls wurde Freitag vormittags der geplante Abflug von Harry K. im Privatjet nach München zum Medical Check abgeblasen und auf 13h verschoben, zu einem Zeitpunkt, zu dem der ehemalige englische Teamstürmer und nun Sky-Experte Brian Clough vergeblich Ausschau nach dem Fluggast samt Entourage hielt, was ihn dazu veranlasste, von einem Drama in Fortsetzungen zu reden. Gut möglich, dass inzwischen alles wieder anders und Harry, das Objekt bayrischer Begierde, womöglich alle ausgetrickst und hinterrücks schon in einem Münchner Nebenflugplatz aufgesetzt hatte, wer weiß …
Jedenfalls hielt das Kane-Theater viele Fußball-Fans in Atem, es sei denn, es handelte sich um violette im Warschau-Siegesglück oder grünweiße, die sich über ihre Würsteln ärgerten, die fast ein Fressen für die Debreziner geworden wären in einer frustrierende Null-Nummer. Da König Fußball ja auch und vor allem in den meisten TV-Networks wie in fast allen anderen Medien regiert, auch dann, wenn die Frauen ohne heimische Beteiligung und mit wenig Echo um die WM kicken, so hat er zumindest partiell leider auch eine der ganz großen heimischen Sportsensationen eher in den Hintergrund gedrängt. Eine, die an die (damals ohne Funkverbindung von den Oranjes übersehene) olympische Goldfahrt in Tokio 2021 von jener Anna Kiesenhofer erinnerte, die am 10. 8. 20o23 im kräfteraubenden WM-Zeitfahren in Schottland aös unbeachtete Fünfzehnte im Schatten einer viel jüngeren Tirolerin stand.
Nur einer Amerikanerin und einer Australierin musste sich eben diese Christina Schweinberger im Rennen ihres Lebens gegen die Uhr geschlagen geben, holte aber eine Bronzemedaille, die niemand erwartet, mehr noch: für möglich und machbar gehalten hätte gegen weiblich Stars, die schon die Tour de France gewonnen und WM-Titel erobert hatten. Bereits die zweite Medaille bei dieser ersten Mammut-WM mit allen Radbewerben im Raume Glasgow, in der schon Mona Mitterwallner, ebenfalls aus Tirol, nach einjähriger Pause wieder Weltmeisterin im Mountainbike-Cross-Marathon geworden war.
Und damit bewies, dass man Vorschusslorbeeren, die man in Juniorenzeiten zuhauf kassiert hat, auch bei den Großen einlösen kann, wenn man es richtig anlegt und sich dementsprechend auch anstrengt – auch wenn´s dafür nur Kleingeld gibt bei höchstem Einsatz, Wind und Wetter, steilen Rampen und rasenden Talfahrten. Und ganz ohne abenteuerliche, geradezu unverschämt-unmoralische Unsummen, die nicht nur rund um Saudi-Käufe und Kane beim Kicken im Umlauf sind …