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Von einem Wortschatz im Fußball, der sich langsam politischer Korrektheit unterwirft

Hurra, hurra, es lebe die Sprachpolizei, de sich in erster Linie und vor allem aus den Reihen der besten aller Gutmenschen rekrutiert, denen der Schreck in die Glieder saust, wenn sich auch nur der Ansatz von Macht, Macho, Munition und sonstigen Jahrzehnte alten, gängigen Ausdrücken der Fu0ballsprache findet. Dieser Krieg um verbale Knöpfe hat jetzt im ZDF-Studio die bisher buntesten Blüten getrieben, indem der semantisch sehr sensible Reporter – Namen sind besser Schall und Rauch in einem – die beiden nicht ganz so zart besaiteten deutschen Kicker Mertesacker und Kramer bevormundete bzw. maßregelte, ja nicht mehr das Wort Spielermaterial zu verwenden, denn der Mensch sei ja kein Material oder gar Spielzeug, mit dem man so einfach spielen könne. Der gute Mensch von nicht Sezuan, sondern nebenan hatte auch gleich die Alternativlösung bei der Hand, nämlich Spielerpotenzial, wobei ja im Vokabel Potenzial auch ein bisserl zu viel an Potenz stecken könnte, was wiederum, gell…

Lassen wir lieber, hier weitere Sprachforschung zu betreiben, und widmen uns dafür den Sprachschöpfungen im modernen Fußball, die ja auch irgendwie zeigen sollen, dass sich mit dem Sport auch der Sprachgebrauch verändert und entwickelt. Wobei sich die Frage stellt, wo man mit Wortklauberei anfängt und wo sie aufhört oder besser gesagt: eigentlich aufhören sollte, wenn man nicht gewaltsam in Geläufiges ohne politisch-ideologische Hintergedanken abdriften will. Das war übrigens schon vor fast 40 Jahren einmal der Fall war, als die “wilde Hilde” namens Hawlicek als für den Sport damals Unterrichtsministerin  das Wort Schlachtenbummler für Fans kriegerische Einmischung in den Sport aus dem fußballerischen Wortschatz verbannte. Diese besonders wanderlustigen treuen Fans hat´s übrigens schon lange vor den schlagfertigen Hooligans gegeben…  

Wer sich am Wort Spielermaterial stößt, der sollte eigentlich aufpassen, wie er mit Begriffen wie Offensive oder Angriff umgeht, die ja in Zeiten wie diesen einen höchst schalen Nachgeschmack besitzen, wenn es um Verteidigung geht, die  ja aller Ehren wert ist. Nach dem kurzem Extempore kehren wir wieder zum Fußball zurück, in dem der Ball neuerdings der ärmste aller Hunde, seit das Spiel gegen den Ball propagiert wurde. Und anders als beim Zusammenstoß der Köpfe von Danso und Mbappe, bei dem Franzosen-Blut aus der gebrochenen Kylian-Nase floss, hab´ ich noch nie solch einen Aderlass nach einem Diagonalpass in die Schnittstelle gesehen, was körperlich gefährlicher klingt, als es ist. Und liegt nir am Pride-Monat Juni, dass sich niemand über Manndeckung empört…?

Dagegen sind ja manch andere Kreationen wirklich harmlos, ohne besonders wertvoll zu sein. So etwa hat die deutsche Chefkommentatorin Claudia Neumann den wirklich allzu abgegriffenen Spielertausch durch das Wort Personalwechsel ersetzt, wobei ich meinte, dass die meisten Nationalspieler zwar Angestellte ihrer Klubs und für die Euro nur an den Dachverband verliehen sind, Versicherungsprämien inklusive, man weiß ja nie. Was übrigens auch für neue Wortschöpfungen oder überkommenes Vokabular gilt, das für manch eine (n) gottverboten zu sein scheint. Lassen wir uns überraschen, was die Moderatoren und Kommentaren noch auf Lager haben. Schließlich sind wir nicht einmal noch mittendrin in der Euro-Entwicklung, die ja irgendwie mit politscher Koorektheit mithalten muss.

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