Über die Weltklasse von Kylian Mbappe muss man ja nicht debattieren, die steht außer Frage. Was der französische Teamkapitän allerdings mit seinem brasilianischen PSG-Klubkollegen Neymar jr. teilt, das ist eine geradezu manische Fallsucht, die vom einen wie vom anderen mit rollenden Augen und fragenden Blicken zum Referee nach gerechter Strafe für Unbotmäßigkeit gegenüber Superstars verlangt. Das war vor der Pause vom vorerst sozusagen unbelehrbaren spanischen Schiedsrichter ignoriert worden, der lieber das Spiel und die harten, unerbittlichen und konsequenten griechischen Verteidiger laufen hatte lassen.
Da war man versucht, diesen vermeintlich souveränen Spanier zu gratulieren, der sich offensichtlich von dieser speziellen Fallsucht-Krankheit nicht infizieren ließ, sondern nicht nur Mbappe das eine oder andere Mal ins Gesicht sagte, was er davon hält. Daran und an der Nullnummer im vollgefüllten Stade de France änderte sich nichts, bis eine allzu forsche Griechen-Attacke den spanischen Franzosen Antoine Griezmann so schlimm am Kopf erwischte, dass Blut floss und es zwar nur Gelb statt Rot, dafür aber Elfmeter für die überlegenen, aber ineffizienten Vizeweltmeister gab.
Mbappe, der Kapitän himself, über nahm die Verantwortung, lief an – und scheiterte am Griechen-Keeper! Fast eine Heldentat von klassischer antiker (Schlachten)-Größe, ehe alles anders kam. Statt rien ne va plus hieß es nach VAR-Eingriff plötzlich: Gilt nicht, Tormann war zu früh heraußen mit einem Bein, obschon das zweite noch auf Linie war – und ein Grieche soll zudem, von kaum jemanden bemerkt, um einen Wimpernschlag zu früh in den Strafraum eingedrungen sein.
Na ja, die Superzeitlupe kann auch helfen, wenn es – frei nach dem Puls24-Kommentator – komischerweise vorher keinen Superstar-Bonus für einen Mbappe gab. Zweite Chance, neues Glück, besser getroffen, 1:0! Die griechische Tragödie weitete sich dann mit einer roten Karte für Mavropanos aus, aber auch zu zehnt verdienten sich die Hellenen eine Tapferkeitsmedaille, weil sie weiter heroisch verteidigten, aber in der auf 14 Minuten (1) gedehnten Nachspielzeit sogar zu Angriffen mit Eckbällen übergingen. Dass es Dembele gelang, aus zwei zusammen 1500-prozentigen Chancen kein Tor zu machen, bewies am Ende, warum er beim FC Barcelona nicht immer erste Wahl ist!
Am Ende rollte Freund Mbappe nicht mehr mit ungläubigen Äugchen, sondern führte sogar das eine oder andere freundliche Plauscherl mit dem Schiedsrichter, der gegenüber den Griechen wiederum seine Hände in Unschuld waschen konnte. Schließlich war´s ja nicht er, der den Elfer-Doppelpack ermöglichte, der die Franzosen von ihrer offensiven Insuffizienz befreite, sondern der VAR. Und solange der unsichtbare dritte Mann im Sinne der Großen samt Superstar-Bonus entscheidet und nicht immer die armen Kleinen bevorzugt, solange wird´s ihn weiter geben, obschon er so dringend gebraucht wird wie ein Ball ohne Luft!