Reden wir jetzt nicht über Tennis und die French Open, in denen es der Tschechin Muchova gelang, ein so gut wie verlorenes Semifinal-Duell mit der Favoritin Sabalenka doch noch umzudrehen und zu gewinnen. Reden wir nicht über den gebremsten Höhenflug der Zukunftshoffnung Schwärzler, für den leider schon Endstation im Junioren-Viertelfinale war. Reden wir nicht mehr zum X-ten-Male über Dominic Thiem, der abseits von Paris beim Challenger in Heilbronn bereits im Achtelfinale gegen einen Spanier mit dem Allerweltsnamen Martinez den Tenniskoffer packen musste.
Schreiben wir lieber – was zumindest für einen eingeschränkten Personen-Kreis gilt – über manch unaufhaltsamen Aufstieg im Lager der Leichtathletik. Bergauf, bergauf über Stock und Stein in einem Laufschritt, dem noch immer oder schon wieder keine andere folgen konnte, das trifft auf Andrea Mayr zu, jene Gipfelstürmerin mit unverwechselbarem Laufstil, die jetzt im Raume Innsbruck den siebenten WM-Streich gelandet hat. Eine Nuklearmedizinerin von bürgerlichem Brotberuf mit unglaublicher sportlicher Sprengkraft, die – man verzeihe diese Formulierung – noch lange nicht „endgelagert“ ist. Bei ihr ist´s kein Kalauer, auf sie trifft´s tatsächlich zu: Alter schützt vor (Welt)Klasse nicht. Zumindest nicht, wenn´s himmelwärts geht…
Inzwischen aber haben wir nicht nur einen kraftstrotzenden Diskushünen, der selbst an schwächeren Tagen swie zuletzt in St. Pölten so weit wirft, dass er gewinnen kann wie Lukas Weißhaidinger, der mehrfache Medaillengewinner. Inzwischen hat sich ein einst eher graues, unbeachtetes Sprint-Füchslein in einen ausgewachsenen Sprinter-Fuchs verwandelt, der als Kraft- und nicht Schlaumeier eine Rekordbeute nach der anderen macht. Inzwischen hat dieser Fuchs, der – wie mir die Gold-Eisgräfin Hunyady verraten hat – die Oberschenkel-Gene von seinem (Eisschnelllauf-Papa geerbt hat, unter regulären Bedingungen jene 10,08 Sekunden über 100m erreicht, die vor 30 Jahren nicht nur dank Rückenwind, sondern auch irregulär beflügelt der dann verfemte, ausgesperrte Andi Berger gelaufen war.
Inzwischen ist der 60m-Hallen-EM-Finalist (7.) von Istanbul 2o23 die Nummer 4 der Saison in Europa, schon für die EM 2024 (Rom) qualifiziert und ziemlich sicher auch über das World Ranking bei der heurigen Weltmeisterschaft in Budapest dabei. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir vor etwa vier Jahren bei meinem Universiade-Treff mit dem Sprinter aus Mödling nie gedacht, dass aus diesem damals in Neapel vorzeitig auf der Strecke gebliebenen Fuchs ein so flinker Hirsch werden würde, der für Schlagzeilen sorgt. Aber unverhofft, so sagt man, kommt halt nicht so oft…
Das Schöne an Mayr, an Hudson, Weißhaidinger, an Fuchs, an 400m-Hoffnung Walli, an männlichen wie weiblichen 400m-Hürden-Starlets, den aktuell rekonvaleszenten Mehrkämpferinnen ist auch, dass es sich dabei nicht um hintenherum eingekaufte oder wie immer eingebürgerte „Fremdenlegionäre“ oder Teilzeit-Gastarbeiter mit Ö-Pass handelt, sondern um geborene, hier aufgewachsene, hier sportlich weiterentwickelte Sportler: Innen. Sie alle demonstrieren, welch Potenzial auch in uns Österreicher: Innen steckt, wenn sie optimal betreut werden und sich maximal anstrengen. Gut möglich, dass unser Fuchs noch manch größerem Star da und dort mit Rekorden die Sprint-Show stiehlt..