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Von Nadeln im Tokio-Heuhaufen und Leuten, die olympisches Gras wachsen hören

Kennen sie die Stecknadel im Heuhäufen? Sie erlebt derzeit olympische Hochkonjunktur! Ob sich in Euro-Stadien die maskenlosen Massen gedrängt und womöglich infiziert haben, ob sich bei anderen Events die Menschen umarmen, umhalsen oder was immer, das interessiert so gut wie niemanden, das ist abgehakt und nicht mehr der Rede wert. Aber jetzt wird zum einen gejammert, mit welch zeitaufwendigen, lästigen Vorsichtsmaßnahmen die Olympia-Gäste, ob Athleten, ob Betreuer, ob Medien, konfrontiert sind. Aber umso emsiger wird von der gleichen Gruppe/Truppe mit einer fast schon manischen, geradezu euphorischen Konsequenz im riesigen Heuhaufen Tokio nach ein paar positiven Covid19-Fällen gesucht und dann, wenn zwei oder drei unter Abertausenden gefunden wurden, medialer Alarm geschlagen wird, dass nicht nur das japanische Umfeld, sondern die ganze Welt ob dieser beispiellosen Infektionswelle erschrickt und blauäugig fragt: Ja, muss denn das sein?

Für einen wie mich olympisch geeichten und daher erfahrenen Medienmenschen – der sich anders als etwa einst in Nagano oder davor bei Laudas Fuji-Aufgabe gratuliert, nicht dabei sein zu müssen/dürfen – sind vorolympische Dramatisierungen und Skandalisierungen ja nichts Neues, sie waren sozusagen stets Part oft he Games. Wer erinnert sich nicht an Mexiko 1968 mit Schüssen bei Studentenrevolten und Black Power-Demo bei Siegerehrungen, Boykottdrohungen vor München, ehe der Schwarze September dann ganz anders und viel tödlicher Ernst macht. Ja, wem wurde nicht während der Sommerspiele der neuen Einigkeit anno 1988 suggeriert, ganz Seoul würde im Aufruhr sein und Aufstand brennen, ehe mich und uns alle mein Schulkollege und Botschafter Peter Moser informierte, dass eine spezielle Gruppe an einer peripheren, sekundären Hochschule die Anti-olympische Fackel entzünden würde, ohne zu vergessen, das damals neue CNN davon zu informieren.

Das alles sind natürlich sogenannte Raubersg´schichten gewesen, die man natürlich nicht mit der Corona-Pandemie vergleichen kann, aber bei allem Respekt vor diesem verdammten Virus kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man sich da wie dort allenthalben sogar danach sehnt, auf den einen oder anderen positiven Fall zu stoßen nach dem Diktat: Bad News is Good News. Schließlich steht der olympische Sport selbst noch ein paar Tage in der Warteschleife. Wer aber weiß, mit welch Sternstunden, Sensationen oder Skandalen uns Tokio mit einem Jahr Verspätung noch verwöhnen kann. Wer Nadeln im Heuhaufen findet, der hört demnächst auch ganz sicher noch das eine oder andere Gras wachsen. Wetten, dass…

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