Der 50er rückt immer näher und näher. Kein runder Geburtstag, sondern eine neue Rekordziffer. Mit dem 2:0-Sieg im Olympiastadion gegen die AS Roma in der Europa League verlängerte der neue deutsche Fußballmeister Leverkusen den Nimbus der Unbesiegbarkeit auf inzwischen 47 Spiele! Ein- oder zweimal half der Werkself ein Schuss Glück, aber was die klaren Chancen betraf, so hätte Bayer 04 eigentlich noch höher gewinnen können, wenn nicht müssen. Jedenfalls war´s wieder eine unglaublich reife Leistung einer unglaublich homogenen Mannschaft, die der frühere Real-Madrid, Liverpool- und, ja und auch Bayern-München-Star Xabi Alonso als Jungtrainer auch mit Hilfe seines teutonisch-spanischen Geschäftsführers Fernando Carro de Prada binnen zwei Jahre auf die Füße gestellt hat. Und die sich zumindest einmal auf dem halben Weg ins Endspiel für das von unschönen Szenen begleitete Habfinal-Aus im Vorjahr gegen die damals von Jose Mourinho betreuten Römer höchst eindrucksvoll revanchiert hat.
Jenem ehemaligen Meistermacher nicht nur mit einem Verein, der sich selbst in seiner ziemlich arroganten „Bescheidenheit“ mit dem Beinamen eines „Special One“ schmückte. Einer in mehrfacher Hinsicht speziellen Person und Persönlichkeit, an der sich immer wieder die Geister schieden. Auch dann, wenn er sich in Titeln und Trophäen zu sonnen pflegte, bei denen allerdings kein Wert auf Schönheitspreise gelegt wurde, sondern stets der Zweck die Mittel heiligte. Winning ugly, jene Devise des Tennisstars Brad Gilbert, die auch ein Buch-Bestseller wurde, erhob Mourinho zum Special-One-Erfolgsprinzip – ganz so wie Jahrzehnte davor der legendäre Catenaccio-Erfinder Helenio Herrera in den Inter-Glanzzeiten der 60er-Jahre.
Und mit diesem Prinzip gewann der in England inzwischen verschmähte Don Jose aus Portugal, der mit Portos Triumph zum Star geworden war, bei seinem Italien-Comeback mit Roma zwar noch die Conference League, ist aber auch in der Ewigen Stadt mittlerweile Geschichte, weil ihn eben diese mit dem aggressiven Tempofußball einge- und überholt hat. Was immer „Special One“ auch gewonnen hat, so ist er zumindest für mich ein Mann von (vor) gestern, eher so etwas wie prominente Feuerwehr wenn´s brennt, aber kein Trainer, auf den man die Zukunft aufbaut.
Für mich umso verwunderlicher, dass im bajuwarischen Komödien- oder eher schon Tragikomödien-Stadl im Drittabsagen im Dreivierteltakt beim Tuchel-Erbe-Ringelspiel jetzt auch Special One als Kandidat in den medialen Umlauf gebracht wurde – ganz so, als könnte Don Jose mit den Bayern da Rad so zurückdrehen wie die Münchner mit Mourinho, der ja berühmt geworden ist mit dem Motto: Vorwärts, meine Kameraden, geht es bei mir immer nur zurück! Ob damit dem FC Bayern gedient wäre, wage ich zu bezweifeln. Aber wer weiß, vielleicht gehen die Uhren in München in einer Stunde oder einem Tag sowieso wieder anders. Wenn man´s wirklich wissen will, muss man wohl den Uli fragen, der bei allem Respekt vor einen früheren Höchstleistungen ein toller Macher von gestern ist.
Wenn er aber seinen Liebling Alonso nicht bekommt, dann sollten sich er und Bayern einmal genau anschauen, wie es Vizekusen geschafft hat, zum Neverkusen zu mutieren, der den Rekordmeister abgelöst hat…