Mich hat heute die Qual der Wahl geplagt, welches der interessanten Themen ich aufgreifen und zur Diskussiion stellen sollte. Etwa die Austria Finals, in denen vor allem Rand-, wenn nicht Randrandsportarten a la Base- und Softball, Cheersport, Drachenflug, Rollenrodeln, Skibob, Schach und Co von heute bis Sonntag im Raume Innsbruck gespielt oder demonstriert – und im gleichen Staatsernsehen in die (Bildschirm)-Auslage g´gestellt werden soll, in dem wenige Tage davor die Sport-Staatssekretärin erklärt hatte, man werde angesichts der Budget-Kürzungen nur sinnvolle Förderungen unterstützen. Und nichtsdestotrotz regiert, wie könnt´s auf der selbsternannten Insel der Seligen anders sein, die Gießkanne vor allem dort, wo man politische Konsequenzen befürchten müsste.
Solche Sorgen plagen zwei der weltbesten Tennisdamen nicht, über die zu schreiben sich auch lohnen würde, auch wenn beide am Mittwoch nach mehr oder weniger harten Ballwechseln ihre sieben Sachen packen mussten. Es handelt sich dabei um Jessica Pegula, Tochter eines etwa 5 Milliarden schweren Sport- und Entertainment-Moguls aus Buffalo, und Emma Navarro, Tochter eines knapp zwei Milliarden schweren Bänkers, die es ebenfalls unter die Top 10 gebracht hat. Beide könnten ein Luxusleben führen, haben sich aber für ihre sportliche Leidenschaft entschieden – und damit auch für das täglich harte Trainingsbrot. Davor muss man den Hut ziehen grad im Zeiten wie diesen, in denen der Weg des geringsten Widerstands zum Prinzip erhoben wird .
… und ich ziehe ihn auch vor Felix Gall, der sich langsam, aber sicher als inzwischen etablierter, von Gegnern respektierter, wenn nicht sogar gefürchteter Team-Captain (AG2R Decathlon) wieder Form nähert, als er in der Tour de France for zwei Jahren als Nobody aus Osttirol für Aufsehen gesorgt hatte. Heute fuhr Gall in der KKönigsetappe der Tour der Suisse auf den dritten Platz, nur 27 Sekunden hinter dem Spitzenduo, womit er sich auf Platz 7 in der Gesamtwertung verbessserte. Tour de France, du kannst kommen.
Nichts gegen Floorball, Karate oder dem Tiroler Modesport Klettern – ich würde gern öfter Gall oder Großschartner, ebenfalls Berggemse, wenn´s das Team erlaubt, als Klettermaxe live bei Grand-Tour-Events im Fernsehen erleben als nur Rennen zweiter oder dritter Wahl. ganz zu schweigen von ständigen Wiederholungen längst vergessener Liga-Spiele oder frömmelnde Yoga-Dehnungen vor teurem Hintergrund. Ob das das richtige Rezept ist, um mit neuen Idolen und Vorbildern auch die – laut Statistiken – zu übergewichtigen, zu unsportlichen Kinder und Jugendliche auch ohne tägliche Turnstunde, der ewigen Zukunftsmusik, in Bewegung zu setzen, möchte ich damit bezweifeln. Am wichtigsten scheint offensichtlich die politische Korrektheit. Und da muss das Gießkanderl her …

