Wie man aus Covid-19-Not, sprich: Spielern in Quarantäne und darum nicht verfügbar, eine Tugend macht, notabene eine PR-trächtige, das demonstrierte der Tischtennis-Mannschaftsmeister Walter Wels. Wäre er in der Champions League nicht angetreten, wäre der Verein gesperrt und zudem mit Geldstrafen belegt worden, also machte er das, was anderswo als Kinderarbeit verurteilt würde – er ließ zwei Zwölfjährige gegen die älteren Großen spielen!
Nicht etwa, dass es Kritik gehagelt hätte, ganz im Gegenteil! Damit erzielte Walter Wels nämlich schon viel größere Reichweiten als normal. Nicht genug damit, war es mit Julian Rzihauschek einer der Zwölfjährigen, der als Draufgabe für weltweite Schlagzeilen sorgte – nicht nur bei den TT-Insidern. Das Bürscherl, übrigens kein Welser oder Oberösterreicher, sondern Sohn eines Gärtners aus Schwechat und Umgebung, verwandelte in letzten Match seines Klubs einen 0:2-Rückstand gegen den französischen Portugiesen Antoine Doyen in ein 3:2. den einzigen Punkt aus drei Duellen so nebenbei. Es war mehr als nur ein Sieg des Julianchen, nein: ein historischer Erfolg, der in die TT-Annalen einging – als jüngster Spieler, der jemals in der Champions League triumphierte.
Da unsereins ja seine Pappenheimer kennt, würde er sich nicht wundern, sollte man uns den kleinen Julian – Pingpong – schon als neuen Werner Schlager verkaufen, jenen Ex-Wahl-Schwechater, der 2003 in Paris-Bercy in einem unvergesslichen Krimi sensationell Weltmeister geworden war. Ob Julian den jetzt 48-jährigen Champion je kennengelernt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, der Ex- und doch Forever-Weltmeister aber kennt den Teenager. Kein Wunder, hat Julian doch in der Schlager-Akademie in Schwechat seinen Zuschliff bekommen, übrigens vom Papa des Nationalspielers Andi Levenko.
Von der „Hand her“, so findet Schlager, wäre er „nicht gerade überdrüber, dafür aber unglaublich ehrgeizig und fleißig!“ Zur Selbstdisziplin geselle sich familiäre Unterstützung, also bringe er viele Voraussetzungen mit, um von der Buben-Sensation zum Smash-Hit zu werden, der auf höchster Ebene für Schlagzeilen sorgt. Was Julianchen gelernt hat, könnte dereinst den Julian zum neuen Trumpf im ÖTTV-Pingpong machen. Aber das ist keine Frage von Zeitraffer, sondern der Geduld, die man mit so jungen Menschen haben muss. Zwischen (PR-)Tugend aus Corona-Not und einem ausgewachsenen Weltklassespieler liegen viele Jahre von Höhen und Tiefen, fehlender Routine und wachsender Reife. Und nur die Härtesten kommen durch, um zu den Besten zu gehören. Sogenannte Wunderknaben können Vorschusslorbeeren meist nur einlösen, wenn sie das Kind im Manne austreiben …