Endlich war unsereins versucht zu sagen: Lindsey Vonn, die Wiederholungstäterin, hat´s also getan, sie hat auf leichter Ebene und kurzer Strecke das bullig angekündigte Comeback vollzogen. Da trotz aller Lindsey-Euphorie bis Hysterie der Herren-Weltcup mit dem alten, neuen Protagonisten Odi Odermatt mit einem ÖSV-Edelstatisten im nahen Beaver Creek den TV-Vorrang hatte, kennt unsereins keine Fernsehbilder von Frau Vonn, sondern nur Schwarz auf Weiß die nackten Ergebniszahlen.
Vorerst ist man so klug als wie zuvor. Es lässt sich schwanken zwischen Aufatmen und Stoßseufzer. Ja, die Skeptiker werden erleichtert sein, dass Lindsey samt künstlichem Knie heil ins Ziel der beiden Sprint-Abfahrten gekommen ist, Devise: Gut ist´s ´gangen, nix is´ g´schehen! Andere werden angesichts der auch medial hochgejubelten Trainingseindrücke vom Comeback-Resultat nach fast sechsjähriger Rennpause, gefüllt mit OP´s, mit den Plätzen 24 und 27 mit eineinhalb Sekunden Rückstand auf die Siegerzeiten doch etwas enttäuscht sein, schließlich waren im Gegensatz zu warnenden Rufen der Kritikaster fast schon Wunderdinge über die 40jährige Berufsjugendliche mit dem Hang zu Sex-Appeal berichtet worden. Jetzt hör´ ich Worte wie ansprechend. Welchen Ansprüchen, um den Faden weiter zu spinnen…?
Wenn ich heute im Fernsehen gesehen hab´, wie selbst sehr, sehe gute unter den allerbesten Pistenartisten mit der Raubvogelpiste in Beaver Creek mehr als nur ihre liebe Not hatten oder allzu viel (Über) Mut mit Ausfällen bezahlen mussten, dann atmet unsereins auf, dass sich Lindsey auf der herausfordernden Birds of Prey-Strecke zumindest vorerst nur mit der Rolle einer Vorläuferin begnügt, die ja nur eine saubere Linie wählen soll und nichts riskieren muss. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich die Frage wiederholen, wo eine Seifenoper-ähnliche PR-Strategie ohne Rücksicht auf Verluste aufhört und eine verantwortungsbewusste Kontrolle des Weltverbandes über sinnlose Ausnahmeregelungen a la Airbag hinweg endlich einsetzt.
Wir wollen natürlich nicht hoffen, dass das Comeback von Lindsey so endet wie jenes ihres Kumpels Marcel, muss aber davor warnen, aus unersättlichem Erfolgshunger und ungebremstem Geltungsdrang das Risiko auf die Spitze zu treiben. Bei allem Respekt vor der buchstäblich bildhaft tollen Vonn-Fitness erlaube ich mir – was ihr wurscht ist – der des Deutschen mächtigen US-Amerikanerin ins Stammbuch zu schreiben: Werte, früher oft bewundernswerte Lindsey, sie haben auf ihre älteren Skitage ganz sicher keinen Tiger mehr im Tank, sondern stehen mit einem künstlichen Knie, das nicht mehr gebrochen werden darf, auf zwei Beinen im Leben. Wollen Sie das aufs Spiel setzen?