Stellen Sie sich vor, sie sind einer der Topfavoriten in einem Schwimm-WM-Finale, haben schon die Schwimmhose an, ehe sie kurz vor dem Start entdecken, dass das Hosenband gerissen ist und sie, wer weiß, plötzlich nackt, wie Gott sie schuf, am Startsockel stehen – zum Gaudium oder Entsetzen von Tausenden an Zuschauern? Wenn sie meinen, dass das eine Fiktion oder freie Erfindung ist, dann sitzen sie einem Irrtum auf, weil diese Story eine wahre Geschichte ist, an die am heutigen 26. Juli 2023 bei einem Brunch in der Agentur Create Connections (David Ungar-Klein) am Stoß im Himmel aus ganz besonderem Grund erinnert wurde.
ORF-Bild vom WM-Finale 2001 als Background: Trainer Szarzynski, Max und Podo-Eltern. Anschnitt der Ströck-Torte.
Die Sache mit dem gerissenen Hosenband ist nämlich vor 22 Jahren jenem eingebürgerten Max(im) Podoprigora in jenem japanischen Fukuoka passiert, wo heuer wieder die WM stattfindet – und wo der damals 23jährige Schützling des Erfolgstrainers Andrzej Szarzynski die erste, historische WM-Silbermedaille gewonnenen hat. Trotz dieses Hosenband-Stress, der deshalb so stressig wurde, weil Maxim mit einer vom Zimmerkollegen Rogan geliehenen Hose nicht hätte schwimmen können. Und er im Rennen gegen die Zeit erst den Trainer auf der Tribüne suchen und finden musste, um sich die Ersatzhose zu holen. Gut ist´s ´gangen, viel ist g´schehen, obschon Podoprigora im ersten Moment des Anschlags in 2:11,09 (ÖR bis 2020!) doppelt enttäuscht war statt im Schwimmglück zu baden. Wie das, so werden Sie fragen? „Weil ich Weltrekord schwimmen und Weltmeister werden wollte!“
Bei ihm blieb´s bei Kurzbahn-EM-Gold und Europarekord, alle Experten aber sind sich darin einig, dass Podoprigora als erster EM-Bronzegewinner (2000, Helsinki, 200m Brust) und als erster Vizeweltmeister 2001 vor allem mental auch für Fukuoka-Zimmerkollegen Rogan ein Türöffner war – und es als erster Schwimmer zum Cover-Foto auf der Krone-Titelseite brachte. Auch für Markus, der 24 Stunden nach Maxim die zweite WM-Silberne für Rotweißrot (200m Rücken) angelte, ehe er olympisches Silber und Kurzbahn-WM-Gold mit Weltrekord gewinnen sollte. Podo über Rogan: „Was er danach alles gewonnen hat, da komm ich bei weitem nicht heran!“
Rogan wieder gab zum 20jährigen Silber-Jubiläum ein Statement ab, das typisch für ihn war: „Am Tag vor seinem Rennen war Max ganz auf Weltrekord fokussiert, die Medaillen lagen in unserem Zimmer in der Luft. Er ist dann Zweiter und Vizeweltmeister geworden, genau wie ich einen Tag später. Aber der Zweite ist auch immer der erste Verlierer. Und unter uns beiden Zweiten war ich wieder nur der Zweite und damit erster Verlierer!“ Auch 20 Jahre danach ist Rogan halt immer noch Rogan. Und der sympathische Maxim wie einst immer noch die Fairness in Person. Weltrekordverdächtig auch ohne Weltrekord. Wer weiß, vielleicht wäre er ihn damals in Fukuoka 2001 geschwommen, wäre nicht – Macht des Schicksals – kurz vorm Start zum 200m-Brustfinale das Hosenband gerissen…