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Von Kraft-Akten, von Historischem und Hetzjagden über Zeitzonen-Kontinente

Ein Kraft-Akt nach dem anderen. Inzwischen sind´s schon eineinhalb Dutzend. Oder alle Neune wie beim Kegeln. Unter den Siegen des unverwechselbaren Salzburgers mit dem schnittigen Gesicht ist auch die Goldmedaille bei der Heim-WM am Kulm im Skifliegen. Und auch Siege binnen weniger Tage auf zwei Olympiaschanzen, getrennt durch ein oder zwei Ozeane und Kontinente, je nach Flugroute.

Gleich zwei davon in Lake Placid im Nordosten der USA an der kanadischen Grenze, seit heute vorerst einer in Sapporo auf der nordjapanischen Insel Hokkaido, wo er vor Lokalmatador Kobayashi um einen Hauch triumphierte – und wo dessen 51-jähriger Landsmann Noriaki Kasai als ältester Qualifikant und ältester Top-30-Finalist gleich zweimal in die Schanzen-Annalen einging.

Der Jungfünfziger Kasai, der es 35 Jahre nach seinem Weltcupdebüt wieder mit den jungen „Hupfern“ aufnehmen wollte und konnte, ist eine eigene, aber ganz andere Geschichte als jene, die ich thematisieren will. Im Gegensatz zu den Sturzverletzungen großer Alpinstars, für die auch der FIS-Terminplan verantwortlich gemacht wurde, habe ich bisher weder gehört noch gelesen, dass die Hetzjagd der Skispringer als Reisekilometerfresser zur Zielscheibemedialer Kritik geworden wäre.

Wenn es nicht gerade atemberaubende Stürze gibt, bei denen die mehr oder weniger großen Helden der Schanzen dann wie blinde Passagier den Hang runterkugeln, wenn also das p. t. Publikum unter Schockstarre steht, scheint sich niemand darum zu scheren, ob vom nimmermüden, siegeshungrigen Nimmersatt Kraft bis zu jungen, draufgängerischen, kaum was kassierenden, aber viel Lehrgeld zahlenden Schanzenexoten (Bulgarien, Türkei, auch USA) der Springer- oder Fliegertross auf Teufel komm raus rund um die Welt geschickt wird. Sechs Stunden Zeitunterschied da, bis zu neun Stunden dort, flieg Vogel, flieg. Oder. Friss Vogel, friss, was man dir vorsetzt. Mit wenigen Ausnahmen wird´s auch ohne Widerrede geschluckt, bis … wir wollen´s nicht hoffen.

Hol´s der Geier. Dabei sind´s nämlich , sieht man von den Alpin-Highlights Kitzbühel, Schladming, Adelboden und Wengen ab, vor allem die Adler, die die Kassen klingeln lassen – nicht nur bei der klassischen Vierschanzentournee, auch sonst bei allen Springen in Deutschland, in Planica, in Polen, auch in Japan, ganz zu schweigen vom Holmenkollen in Oslo, wo sich Abertausende, royale und politische Gäste inklusive, auf den Rängen drängen oder in Ehrenlogen die Hände schütteln.

Seit den Zeiten der Hannewalds und Schmitts, der Malysz´s und Stochs, der Prevdze und natürlich der Golden Boys aus Österreich, von den Preiml-Jüngern bis zu Kraft und Co., haben die Weitenjäger und Schanzenästheten sozusagen Hochkonjunktur, für viele, aber nicht alle, sogar Ganzjahressaison, Mattenspringen inbegriffen.

Hier geht´s nicht darum, den oder die anderen Sportler oder Sportarten gegeneinander auszuspielen, aber gemessen am Risiko, das die Skispringer im Allgemeinen und die Skiflieger im Besonderen eingehen, sind sie mit ganz wenigen hofierten und dementsprechend finanzierten Ausnahmen im wahrsten Sinn des Wortes arme Schlucker, die als Marionetten oder Edelstatisten des mehr oder weniger großen Business wie auf Befehl hupfen müssen. Auch eine von vielen  „Baustellen“ in der FIS, um die sich bisher aber so gut wie niemand so recht gekümmert hat. Zeit wird´s, denn selbst Überfliegern wie dem fabelhaften Kraft aus St. Johann im Pongau könnte irgendwann der Saft ausgehen….

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