Bevor es für die rotweißrote One-Man-Show namens Vincent Kriechmayr in Beaver Creek die Abfahrtsstunde schlug, erinnerte in den Weltcup-Langlaufloipen in Lillehammer alles an norwegische Meisterschaften mit ein bisschen internationaler Beteiligung – und an alle Neune, das perfekte Kegelresultat, mit dem die vom Herminator Maier angeführten heimischen Skistars vor 25 Jahren am Patscherkofel in die Annalen eingegangen sind. Kein Wunder, dass damals hinter vorgehaltener Hand von unseren Neidgenossen getuschelt wurde, dass das alles nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte …
Es blieb in dieser Dimension eine Ausnahme, die sowohl mit rivalisierenden Ausnahmen wie Maier und Eberharten etc. zu tun hatte, als auch mit dem damals überlegenen Atomic-Material. Obschon davon im aktuellen Loipen-Geschehen keine Rede sein kann, laufen die Norweger: Innen der Konkurrenz regelmäßig derart um die Ohren, dass ihr Hören und Sehen vergeht.
Bei den Herren gab´s einen Sechsfachsieg und acht Norsker-Männer unter den Top 10, wobei angefügt sei, dass der Oranje-Steirer Mika Vermeulen (8.) ja seit mehr als einem Jahr seine Zelte von der Ramsau in den hohen Norden verlegt hat, wo er – ausgestattet mit Trainingsplänen vom Herrn Papa – so lebt und läuft wie die Norweger. Und beim Comeback-Sieg der Jung-Mama Theres Johaug gab´s auch ein Triple und 7 unter den Top 13. Welch eine geballte Ladung an Stärke. Allerhand!
Und erst recht diese fabelhafte Theres, inzwischen 36 und nach zweijähriger Babypause alles andere denn müde! Vielmehr hielt sich die Langlaufkaiserin an den Cäsar-Spruch: Veni, vidi, vici! Ja, sie kam zurück, um beim zweiten Weltcupstart wieder zu gewinnen. Anders als bei anderen, mischten sich in Jubelrufe und Lobeshymnen keine Dissonanzen, die daran erinnerten, dass Frau Johaug seinerzeit nach einem Quasi-Persilschein des eigenen Skiverbandes („Der Lippenbalsam war´s!“) schließlich doch des Testosteron-Dopings überführt und doch noch für zwei Jahre gesperrt worden war.
Darüber allerdings hörte man – welch Parallele zum Fall Sinner, der übrigens seelenruhig weiter gewinnen kann, weil erst nach den Australian Open ein Hearing stattfindet – in den TV-Berichten wenig bis nichts. Ganz so, als käme es einer Majestätsbeleidigung gleich, bei einer derart eklatanten, schon seit langer Zeit anhaltenden Dominanz der Norweger: Innen die Frage aufzuwerfen, warum aus den anderen klassischen Langlauf-Ländern wie Schweden, Finnland oder Italien höchst selten irgendwer den Schritt und Tritt der Elche halten kann.
So bleibt nur die offene Frage zurück, welch Trainings-Zauberformeln oder aber Blaubeer-Wundertüten in den Elchen (ob Bulle, ob Kuh) stecken, dass aus ihnen derart unaufhaltsame Ren(n)-Tiere geworden sind. Und das in einem hochpreisigen Wohlstandsland, das nicht nur reich an Öl ist …