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Weißes Ballett: Mit viel Ballbesitz und wenig Effizienz ausgetanzt

Das Weiße Ballett hat ausgetanzt in der Champions League. Wenn überhaupt, dann war´s ein letzter Tango. Einfühlsam und gefühlvoll, mag sein. Aber auch einschläfernd, wenn ich mir erlauben darf, eben das bei allem Respekt vor einem Zidane, Ramos, Kroos, Modric, Hazard, Benzema und Konsorten zu sagen. Ja, Real-Madrid ist nicht in Schönheit gestorben, sondern im Ballbesitz. Jawohl Ballbesitz, der statistisch immer wieder überbetont wird, aber nichts zu sagen hat, es sei denn, man geht dabei ins Detail. Wann wo wie lange und wie effizient, das ist die Frage. Kurzum, was macht eine Mannschaft daraus. Real-Madrid hat wenig, eigentlich gar nichts aus den 67,7% Ballbesitz im Vergleich zu 32,3% von Chelsea gemacht. Alles, was zu sehr in die Breite geht, ohne in die Tiefe zu kommen, bringt eben wenig bis nichts.

Bestätigt wird das durch eine andere Statistik, die zeigt, wie verdient der 2:0-Sieg der Truppe von Tuchel gewesen ist: Um 4% mehr Zweikämpfe gewonnen, 56 gegen 44% an Lufthoheit, 44,4 gegen 6,7% Flankengenauigkeit und 13 zu 2 an Schüssen aufs Tor. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hätte Chelsea aus seinen hochkarätigen Chancen mit Eins gegen Eins, sprich: Tormann, fünf oder sechs Tore machen müssen. Aber diesmal war´s nicht nur Timo Werner, der vermeintliche Chancentod, der aber das so wichtige 1:0 nach einem Traum-Heber von Landsmann Havertz erzielte. Werner, treffsicherer Torjäger in Deutschland, hat auf der Insel das Visier noch immer nicht perfekt eingestellt. Ja, das stimmt trotz Abstauber-Tor, aber es stimmt auch, dass der Stürmer rennt und rackert, kämpft und grätscht um jeden Ball und gegen jeden Gegenspieler. Die Defizite an Abschlussstärke macht der medial vielkritisierte Timo mit seinem Aktionsradius mehr als nur wett. Auch das scheint in keiner oberflächlichen Statistik auf, das sei am Rande erwähnt.

So etwas wie eine Dunkelziffer, um die es auch geht, in welcher Rolle welche Rolle beim Weißen Ballett der Zukunft der Real-Star in spe, David Alaba, spielen kann und soll. Und ob´s überhaupt zum Wechsel kommt, sollte es bei den Königlichen jenen Zinedine Zidane nicht mehr als Trainer geben, der ihn laut Auguren holen wollte. Das aktuelle Weiße Ballett, das in der Champions League ausgetanzt hat, pendelt in La Liga noch zwischen Titeltriumph und, sollte es nach der London-Pleite eine Abwärtsspirale geben, einem Schwanengesang mit Platz vier. Was am Ende herausspringt, bestimmt mit Sicherheit, in welcher Form die Königlichen die Saison 2021/22 beginnen. Nur mit einem Umbau an wenigen neuralgischen Stellen – oder mit einem kompletten Neustart, bei dem kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Und sogar Klub-Ikonen auf der Strecke bleiben, wenn statt des letzten Tangos zu einem feurigen Flamenco gebeten wird.  

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