Interessant, dass sich immer mehr Verschwörungs-Theoretiker zu Wort melden. Nein, nein, nicht von Cobid-19, Sinn oder Unsinn von Lockdowns, Lockerungen, Massentests oder dergleichen ist die Rede. Diesmal geht´s um die Formel 1, genauer gesagt um den vorletzten Grand-Prix der Saison in Sakhir auf einer Mickey-Mouse-Strecke, auf der es, so jubelten die Freaks, auch ohne so gut wie folgenlosen Flammeninferno a la Grosjean endlich einmal richtig drunter und drüber ging. Und ebendort just jener Mexikaner Diego Perez seinen ersten GP-Sieg im 190. Start feierte, der dem bei Ferrari glücklosen Vierfachweltmeister Vettel beim künftigen Racing-Point-Team Aston Martin weichen muss.
Kurzum, die Formel 1-Welt stand Kopf, sie wäre aber noch weit mehr auf dem Kopf gestellt worden, wäre der Ersatz für den siebenfachen Weltmeister Hamilton, der sonstige Williams-Nachzügler George Russell, nicht vom eigenen, sonst so perfekten Mercedes-Team auf der Fahrt zum Sensationssieg quasi „gerädert“ worden. Womit wir wieder beim Stehsatz sind, dass selbst in der selbsternannten Königsklasse des Motorsports die Letzten die Ersten sein können, wenn sie im richtigen Cockpit sitzen – und ihnen die Boxen-Crew beim Boxenstopp auch die richtigen Reifen aufziehen statt der falschen, für Kollegen Bottas vorgesehenen, wie es dem armen Russell ergangen ist.
Welch peinliche Verwechslung, geschuldet einem Blackout, so haben es uns Kommentatoren, Moderatoren und Analytiker mit bedauerndem Unterton a la: Armer, armer Russell, vermeldet. Gretchenfrage: So ist es, ist es aber so? Oder, so wittern manch Verschwörungstheoretiker, handelte es sich um eine gut inszenierte Komödie der Irrungen und Wirrungen? Irgendwie ertappt man sich bei der Frage: Hätte es womöglich die Triumphfahrten eines Lewis Hamilton samt Beifallsorkanen und Lobeshymnen zumindest relativiert, wenn selbst einer wie Nobody Russell über Nacht kommen, in den für ihn neuen Mercedes einsteigen, um Tausendstel die Pole verpassen und auf Anhieb gewinnen kann?
Natürlich wischt unsereins als Sportmensch, der ans Gute und Fairness auf allen Pisten, Feldern, Pools oder sonst wo glaubt, solch verwerfliche Gedanken gleich wieder weg. Wäre ja wohl nichts als eine zu weit her geholte, fast utopische Vermutung bis Unterstellung. Aber eines bin ich mir fast sicher: Wenn Russell wieder aus- und zum letzten Mal in den Williams einsteigt, dann wird beim Grande Finale der Corona-Saison der Sieger wieder Hamilton heißen. Nicht zu vergessen in einer Welt der Sensationen und Superlative: Der Sieg-Hunderter ist schließlich nicht mehr weit …