Tennis

Wenn Kritik an Thiem fast als Majestätsbeleidigung empfunden wird

Wenn ich höre und lese, wie man als ahnungsloser Beckmesser verdammt wird, weil man sich erlaubt, die Niederlagenserie des vormaligen US-Open-Triumphators, Weltdranglistendritten und 17maligen Turniersiegers Dominic Thiem kritisch zu betrachten, dann … Ja, dann kann man sich als altgedienter Sport- und auch Tennis-Berichterstatter nur noch wundern, wie es das Thiem-Team geschafft hat, sich quasi eine ganze Entourage an mehr als nur verständnisvollen Medienvertretern aufzubauen. Aus welchen Gründen immer, ob alter Freundschaftsbande von Kindesbeinen wegen da, ob aus Bedenken, man könnte sich gute Beziehungen verderben dort, ob aus ein bisschen zu viel an Gutgläubigkeit bei anderen – wenn ich denke, wie hart früher einmal die heimischen Medien mit heimischen Stars umgegangen sind, wenn sie versagt haben, dann stimmt einen die Faser-Schmeichelei und Weich-Spülerei in der betreffenden Causa mehr als nachdenklich. Es gibt zwar ein geschütztes Ranking, aber keinen Denkmalschutz!  

Gerade deshalb, weil Freund Thiem ein so toller Spieler mit so tollen Erfolgen war, gerade deshalb, weil sich an der Negativserie und Abwärtsspirale wohl so schnell nichts ändern wird, wenn er bei sich und seinem Team nichts wirklich Entscheidendes ändert, geht es nicht um schadenfrohe Häme, handelt es sich ganz sicher nicht um Kritik der Kritik halber, nicht um eine subtile Form von Majestätsbeleidigung eines aktuellen Nicht-mehr-Stars, sondern einfach um die Sorge, dass aus Thiem nicht einmal ansatzweise wieder der Dominator wird, der er war. Im heutigen Spitzensport gelten Erfolge von ehedem halt nur noch eine gewisse Zeit, ehe eben diese darüber hinweggeht – und  zur gleichen Zeit auch über die Sportler, wenn und weil sie nicht mehr liefern, was sie geliefert haben.

Das sind, ob man´s goutiert oder nicht, die harten Gesetze des kommerziellen Profisports, aber auch der Medien welcher Art immer, die längere Schwächen erst dann verzeihen, wenn sie der betreffende Sportstar überwunden, eine triste Vergangenheit bewältigt und die Tür zur Zukunft aufgeschlagen hat. Bei Dominic geht´s ja gottlob nur um einen Weg aus der sportlichen Krise und einem mentalen Tief. Wie brutal aber die medialen und sozialen Mechanismen sein können, nein: tatsächlich sind, das muss der einst weltweit gefeierte Tennis-Held Boris Becker ja derzeit am eigenen Leib nicht nur in einem englischen Knast erleben und verspüren. Von Jubelstürmen, Lobeshymnen und „Matchball“-Analysen sind vor allem Spott und Hohn übelster Sorge geblieben, Faser-Schmeichelei und Weich-Spülerei aber Fremdwörter. Auch wenn man´s noch so kritisiert – so ist leider der Lauf unserer Welt!

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