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Wenn oft gerupfte Adler zum goldenen Himmelsturm ansetzen

Sie spielten im Olympiawinter mit Ausnahme von ganz wenigen Highlights nur eine Statistenrolle für andere Skispringer aus Norwegen, Deutschland, Slowenien und Polen. Sie hätten auch Bronze im Team schon mit Handkuss genommen. Aber am Tag, als einige Gegner vom Wind verweht wurden, hob das rotweißrote Skispringer-Quartett zum Höhenflug an, der die Goldmedaille bedeutete. Ja, wer hätte das vor den Peking-Spielen gedacht oder gar erwartet, dass aus oft gerupften Adlern noch dazu bei schwierigsten Bedingungen die ersten rotweißroten Mannschafts-Olympiasieger seit zwölf Jahren schlüpfen würden, als in Vancouver noch Ikonen wie Schlierenzauer und Morgenstern oder Tourneesieger wie Loitzl und Kofler gesprungen waren.

Vor Olympia höchstens die größten Optimisten, nach dem Sensationssilber des Schanzen-Veteranen Manuel Fettner aber war alles anders, da waren die Karten auf einmal neu gemischt, da wuchs das Selbstvertrauen wieder über Selbstzweifel, die oft als unter- und unbewusste Bremse wirken. Just der knapp 37-jährige, fast schon ausgemusterte, mehrmals abgeschriebene, schon einmal rücktrittsreife, aber letztlich doch sprungbesessene Manuel aus Tirol wurde zu so etwas wie einem Katalysator, dessen vordem nie gekannte Stabilität und Konstanz im olympischen Ernstfall sozusagen reinigende Wirkung hatte. Eine wundersame Wandlung, die sich von ihm auch auf die von Andreas Widhölzl offensichtlich viel besser als angenommen betreute Truppe übertrug. Sie sprang zum Finale furioso mit Fettner aus dem eigenen Schatten wie aus dem der teils höher eingeschätzten ausländischen Gegner.

Kein Solo-Kraft-Akt wie vor gar nicht so langer Zeit immer wieder dank des Weltmeisters, Weltrekordlers, Tourneesiegers namens Stefan, sondern das Ergebnis einer Mischung aus Routine und Risikofreude, aus innerem Feuer und kaltem Blut. Wenn man das Auslaufmodell Fettner zu Recht den „Kronenadler“ von Peking nennen darf, so sollte man den Bischofshofener Jan Hörl nicht vergessen, der als Himmelstürmer die Absprungbasis zu Gold gelegt hatte. Jener erst 23jährige Hörl, der erst ein Einzel-Weltcupspringen gewonnen hat, aber schon vor Peking bei vier Team-Siegen im Weltcup dabei war. Wer in Mannschaftsspringen gewinnen will, braucht natürlich Spitzenleute, aber – schlag nach bei Japan und Überflieger Ryoju Kobayashi – vor allem Team-Player, die am Tag X zur Stunde X das Maximum herausholen. Und das ist den Österreichern am Wettkampftag, als auch der Wind ein harter Gegner war, perfekt gelungen. Goldes wert.

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