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Wenn Shiffrin im Rekordjubel badet, feiern ÖSV-Slalomdamen nur ein Mutterglück

Wie macht das nur die Mikaela Shiffrin, dass sie sich im Jahr eins nach der Olympiapleite so gut wie nie und so gut wie von niemanden aufhalten lässt? Ihr Nervenkostüm ist nämlich so bewundernswert wie ihre Skikönnen. Ich weiß nicht, wie viele andere der aktuellen Ski-Damen in ihrer Situation reagiert hätten, als sie unter dem hohen Erwartungsdruck stand, erst die Allzeitgröße Ingemar Stenmark just in dessen schwedischer Heimat einzuholen, um ihn 24 Stunden später mit dem 87. Weltcupsieg endgültig hinter sich zu lassen. Sie entledigte sich dieser Herausforderung und Aufgaben mit der für sie selbstverständlichen Natürlichkeit, mit der sich Shiffrin von der an Eigen-PR unerreichten, durch schwere Verletzungen immer wieder gebremsten US-Vorgängerin Lindsey Vonn doch wesentlich unterscheidet.

Es ist eine abgesehen von wenigen Ausnahmesituationen ihrer Karriere geradezu unglaubliche Konstanz auf allerhöchstem Niveau, die die Amerikanerin auszeichnet – eine Beständigkeit, wie man sie eben nur alle Jubeljahre bei SpitzensportlerInnen findet. Und die bezieht sich, auch im Unterschied zur Vorgängerin, nicht nur auf den Skisport samt Atomic-Material, mit dem sie von Sieg zu Sieg, von Gold zu Gold fuhr, sondern auch auf ihr Leben, in dem Familie mit Mutter Eileen als „Gluckhenne“ vor und nach dem frühen Tod des Vaters ebenso eine große Rolle spielt wie der weltmeisterliche Norweger-Freund Alexander Aamodt Kilde.

Das ist, so meine ich, neben angeborenem Talent, neben der Konzentration aufs Wesentliche, neben Vertrauen ins Material, aber auch die Trainer, eine ganz wesentliche Komponente beim skisportlichen Gesamtkunstwerk namens Mikaela Shiffrin. So etwas wie ein Role-Model, wie es die Amerikaner nennen – und damit leider auch ein Kontrastprogramm zu den ÖSV-Damen, die mit der verunsicherten, ehemaligen Herausforderin und Bezwingerin Katharina Liensberger, nur noch verdatterte bis klatschende Statistenrollen spielen.

Welch Ironie, dass am Tag eines niederschmetternden Slalom-Debakels uns via Are und ÖSV-Pressechefin doch noch eine erfreuliche Nachricht als frohe Botschaft erreicht hat. Während die morgen 28jährige Shiffrin nicht nur im Rekordjubel badete und vorab schon Geburtstagswünsche empfing, hatten auch die gebeutelten ÖSV-Damen trotz der Pisten-Pleite etwas zu feiern – das Mutterglück der 31jährigen Abfahrtskollegin Tamara Tippler, die ihr erstes Kind erwartet. Sie hat über Nacht einen Schlussstrich gezogen, weil nicht mehr die Brettln, sondern ein gesundes Kind und demnächst der Kinderwagen ihre künftige Welt bedeuten. Auf diesem Wege, frei nach ORF, auch von dieser Stelle nur der Allerbeste zur Abfahrt ins neue Leben!

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