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Wenn Tour endet und Paris ruft, werfen Skandale wie gehabt olympische Schatten voraus

Eigentlich hat mich schon die Vorfreude auf die Olympischen Sommerspiele gepackt, die nicht nur für die Sportler immer noch eine magische Anziehungskraft besitzen – ganz so, als würde man das Rad der Zeit ins antike Griechenland zurückdrehen. Schneller, höher, stärker, so lautet der Ruf nach Rekorden, der gerade in kommerziellen Zeiten wie diesen Allgemeingültigkeit besitzt. Wie heißt der neue Bolt? Gibt´s einen neuen Phelps? Wo und wie spielen wir mit unseren Speerspitzen, Diskushünen, Wassernixen, Klettermaxen, Meisterschwimmern, Rittmeistern und Amazonen eine Hajuotrolle? Gibt´s für uns einen Medaillenregen oder wird Paris samt blitzgesäuberter Seine nur ein Tröpferlbad? . Auch wenn sich der/die eine selbst übertriffts, kann passieren, dass dich drei, vier andere übertreffen. Es kommt halt auch auf Hundertstelglück an, ob gejubelt oder gegreint wird.

Zum Heulen find´ ich schon jetzt, wie in einer Neuauflage von seit Jahrzehnten medial bewusst inszenierten Skandalen sowohl Olympia selbst, die Olympiastadt, einzelne Sportnationen und deren ungeliebte Sportler: Innen mit, besser gesagt: doch einigermaßen befremdeten Vorurteilen angepatzt, wenn nicht vorverurteilt werden. Das hat Tradition, man denke an Black Power in Mexiko, Terror-Horror in München, Boykottspiele in den 80ern, Doping-Enthüllungen nach der Wende, die allerdings keine Wende gebracht hat, wenn es weiter ums Skandalisieren der Spiele und deren Protagonisten geht.

Dafür sorgen in erster Linie die Deutschen mit ihren verlängerten TV-Ermittlerarmen, die auf alle vor allem geographisch östlich gelegenen Regionen zeigen, die nicht nur dem vereinten und trotzdem schwächelnden deutschen Sportreich immer mehr die Butter vom Brot nehmen, sondern auch den sieggewohnten Amis. Hätte mich ja gewundert, wäre da nicht die ARD in ihrer eigenen teuren Doping-Redaktion mit der Speerspitze Hajo Seppelt (Foto AFP)  jetzt medial auf die Barrikaden gestiegen, um gegen die chinesische Mauer zu wettern. Klartext: Warum wurden 23 chinesische Sportler: Innen, von denen 11 in Paris dabei sein sollen. von der Welt-Antidoping-Agentur mit der Begründung freigesprochen. ein Hotelessen im Trainingslager wäre kontaminiert gewesen? Hort man da etwa den Vorwurf heraus, dass sich die Chinesen wie auch immer den Persilschein und damit Paris-Start erkauft haben könnten?  

Wenn Hajo, der meist Einbahn-Moralapostel – Walter Mayer, eines seiner Opfer, später von der italienischen (!), nicht heimischen Justiz anno 2012 freigesprochen, kann da Lieder singen – ungeliebte Sportgrößen ins Fadenkreuz nimmt, da wird im übertragenen Sinn die Feder in Salzsäure getaucht, dass es nur so zischt, gell. Devise: haltet den Dieb auf, bevor er Erfolge, Rekorde, Medaillen stehlen kann. Wenn die Russen (bis auf ein paar wenige, die nicht – wie etwa viele von uns – beim Militär sind) und mit ihnen angeschwärzte Weißrussen nicht dabei sind, dann sind auch andere, ohnehin seit Jahrzehnten eher übel beleumundete Sündenböcke gefragt. Motto: Vor Rekorden geht´s vor allem um Skandale, um die Aufmerksamkeit auf Paris zu lenken!

Und während nicht nur die Radwelt staunt, wie der 25jährige Slowene Tadej Pogacar – größtenteils im Schlepp mit Vingegaard und Evenepoel – die Tour de France samt Team so beherrscht wie seinerzeit der Gottseibeiuns Lancelot Armstrong, wird bereits statt des Triumphmarsches eine Gaunerstory komponiert und „BILD“-haft hochgespielt. Weil die Besten der Besten eine Methode gefunden haben, die ihnen bei gleicher Wirkung ein zeitlich wie finanziell aufwendiges Höhentraining spart, wurde natürlich auch schon ein medizinischer Moralist gefunden, der das Einatmen von (im Übermaße tödlichem) Kohlenmonoxyd, das zum Ausgleich mehr Hämoglobin erzeugt, lauthals als Sportbetrug bezeichnet. Was andersrum natürlich wieder bedeutet, dass die Welt-Antidoping-Agentur zu dumm oder zu korrupt ist , um das zu erkennen.

Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da der Neid der sportlich immer Besitzloseren mitschwingt. Die Deutschen haben nämlich bisher nur einen zweiten Sprintplatz (Bauhaus) in der Tour de France feiern können, was eine so mickrige Bilanz ist wie die wirtschaftliche beim einstigen Musterknaben. Auch der bullige Sponsor hat dem Bora-Team noch keine Flügel verleihen oder das Rad schneller drehen können. Wahrscheinlich, weil ehrliche Haut kein Atemgift verträgt wie Pogacar und Konsorten. Hauptsache, es herrscht skandalisierte Aufregung rund um Frankreich, Paris und Olympia. Ist das nicht herrlich im Sinne der Erfinder, aber auch (in welch Sinn immer) Kassierer…?  

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