Wie der internationale Tennisverband den klassischen Daviscup mit legendären, emotionsgeladenen Marathon-Duellen schon fast zu Tode reformiert hat, stößt vielen und nicht nur verzopften Traditionalisten auf. Und wenn ich mich nicht täusche, dann soll der finale Saison-Bewerb durch einen neuen, dem Zeitgeist entsprechenden Saison-Opener ersetzt werden, der auch dem „Gendern“ entgegenkommt. Darauf deutet jedenfalls die Premiere des United-Cups hin, bei dem in Down-Under in drei Städten die 18 besten Tennisnationen mit Damen wie Herren und einem Mixed-Doppel um Punkte und Geldpreise kämpfen.
Damit das neue Kind, das noch im alten Jahr aus der Taufe gehoben wurde, auch ein schönes Gesicht und einen guten Klang bekommt, werden bei der offiziellen Vorstellung der Mannschaften vor den Flaggen aller Teilnehmer auch die Hymnen intoniert und teilweise wie bei den Kickern auch von den SpielerInnen gesungen, ganz so, als ginge es um was ganz Großes und in Wahrheit doch nur um ein bezahltes Wettkampftraining für das wahre Große, sprich: den Grand-Slam in Melbourne, der in 14 Tagen steigt. Es ist, wie so vieles in der aktuellen Sportszene samt verlängerten Armen, eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, bei der auch Medien mitspielen.
Vor allem, was Bad News betrifft, die sich ja bekanntlich als Überraschungseffekt in Good News kehren. Wie zum Beispiel eine Schlagzeile, die Djokers Rückkehr nach Australien mit einer Niederlage als Sensation verkauft, was auf dem Papier zwar stimmt, aber im Grunde doch nicht, weil der Serbe zum Warmup beim Turnier in Adelaide nur ein für ihn als Single-Player völlig bedeutungsloses Doppel verloren hat. Nichtsdestotrotz war´s aber interessant, wie der im Vorjahr aus Australien verjagte Djokovic von den Fans bei seinem Comeback im fünften Kontinent bejubelt und nicht etwas ausgebuht wurde, was andersrum auch so was wie eine verspätete Watschen für die Australien-Politiker bedeutet.
Ob dem „Djoker“ auch im Einzel noch so viel Matchpraxis fehlt, wie dem beim United-Cup schon zweimal besiegten Melbourne-Titelverteidiger Rafael Nadal, wird sich noch zeigen. Um ihn und seine Form jedenfalls muss man sich weniger Sorgen machen als um unseren Ex-Grand-Slam-Sieger Dominic Thiem, der diesmal schon in der ersten Qualifikations-Runde von Adelaide am allerdings spielstarken Koreaner Kwon gescheitert ist. Für meine Begriffe dauert das Warmup zum richtigen Comeback bei Thiem schon ziemlich lange, wenn nicht zu lange an. Und je länger der Durchbruch ausbleibt, je weniger Selbstvertrauen er tankt, umso mehr schrumpfen Hoffnung und Chancen, dass der inzwischen 29jährige wieder wird, was er einmal als Muster-Nachfolger gewesen ist. Man darf gespannt sein, ob er doch noch das Rad der Zeit zurückdrehen kann.
Es wär´ für Österreichs Tennis schon deshalb wichtig, weil seine und die nächste Generation ja nicht einmal auf der zweiten Challenger-Ebene ihren Mann steht. Wär´s anders, wären der allzu früh allzu hochgejubelte Austro-Kroate Filip Misolic nicht in der 1. Runde des Canberra-Challenger-Turniers gescheitert und Sebastian Ofner ebendort gar schon in der Qualifikation. Umso schöner, dass wenigstens Julia Grabher ein Häuserl weiter in Auckland, Neuseeland, mit einem Dreisatzsieg über die Slowakin Tereza Martincova das rotweißrote Fähnchen hochgehalten hat. Die harte Arbeit unter Tennis-Guru Bresnik macht sich halt doch irgendwie irgendwo irgendwann bezahlt …