Einerseits sind wie Verträge auch Rekorde dazu da, gebrochen zu werden. Anderseits gibt es auch Serien, die irgendwann enden. Und wenn´s unter so dramatischen Umständen geschieht wie im Finale der Europa League in Budapest. Sechsmal hatte der vermeintlich in Endspielen unschlagbare Jose Mourinho eben diese in Champions und Conference League gewonnen – und just in einer lauen Fußballnacht, in der er als erster Trainer alle drei Ligen gewinnen wollte, schaute er nach packenden 131 Minuten plus Elferschießen gegen den jetzt siebenmaligen Sieger Sevilla durch die Finger. Und just in einem Finale, in dem der „Special One“ sich und seiner sonst so umstrittenen, aber erfolgreichen Zerstörungstaktik zumindest über die Anfangs-aber auch andere Phasen des Budapest-Dramas temporär mit etwas Offensive untreu geworden war.
Sarkasten könnten angesichts dessen, dass Special One über vermeintliche Fehler des englischen Referees Taylor tobt, womöglich denken oder wie ich schreiben: Don Jose, entzauberter weißer Riese, das war vielleicht ausgleichende Ungerechtigkeit dafür, dass du mit Mauerwerk und Antifußball hoch drei gegen Leverkusen überhaupt bis ins Finale im Puskas-Stadion gekommen bist, jene Arena im Gedenken an einen der größten Stürmer aller Zeiten, der den Mourinho-Stil ganz sicher verdammt hätte.
Wobei sich über die angeblichen Fehler des Herrn Taylor auch aus Sevilla-Perspektive durchaus streiten lassen könnte, denn man hätte diesen Elfer für Sevilla, den er erst gegeben und dann widerrufen hatte, nach dem gestellten Bein Pellegrinis durchaus gelten lassen können. Und der Handelfer, den Don Jose wie die echauffierten Roma-Kicker später reklamierten, wäre zwar ganz sicher einer gewesen, hätte Taylor das Spiel nicht schon vorher wegen eines Foulspiels der Andalusier abgepfiffen. Ja, blöd gelaufen für Roma und Mourinho, der wohl gedacht hatte, er wäre für immer mit Fortuna im Bunde, wenn´s um alles oder nichts geht.
Meine Blog-Leser kennen meine Meinung zu Mourinho, gewiss ein großer Experte, aber auch ein Egomane, der alles dem Erfolg mit welch erlaubten bis unerlaubten Mitteln, aber auch provokativen Aktionen seiner mit theatralischer Fallsucht ausgestatteten Spieler untergeordnet hat. Dass er sich insofern verspekuliert hat, dass sein argentinischer Stürmerstar Dybala nach längerer Verletzungspause vom Ankick weg gespielt und das 1:0 für Roma geschossen hat, dann aber entkräftet ausgetauscht werden musste und so auch im Penaltyschießen nicht treffen konnte, darüber ließe sich diskutieren. Ebenso wie über die mentale, aber auch körperlich determinierte (Schuss)Schwäche seiner Spieler beim Shoot-Out, das Sevilla mit 4:1 für sich entschied, jawohl vier gegen einen zum siebenten Europa-League-Streich.
Und angesichts des Tormann-Namens der Andalusier ließe sich – welch Ironie – die altrömische Frage: Cui Bono, wem nützt´s also, mit Bono und Sevilla beantworten. Ja, irgendwann enden große Träume, wenn sich andere Serien verlängern. Aber irgendwann, das lässt sich auch der La-Liga-Schwäche des Europa-League-Abonnementsiegers wegen schon jetzt abschätzen, wird es da ein ähnliches Erwachen geben wie für das Selbstvermarktungsgenie Don Jose, das sich in der Stunde der ersten, doppelt bitteren Final-Niederlage als (Schlacht)-Opfer eines packenden Dramas fühlt. Und als beleidigter, hagestolzer Verlierer die Silbermedaille aus Frust irgendeinem Buben-Fan hingeworfen hat…