Ballsport

Wie aus Sensationsgier und Schlagzeilensucht sogar Kehrseiten von Medaillen bejubelt werden

Bevor´s sowohl in Kitzbühel ernst wird auf der Streif im Kampf um Meter und Hundertstel, aber auch gegen den erwarteten Neuschnee, und bevor es ernst wird im fernen Melbourne bei den Australian Open im Tennis mit Thiem und Grabher, möchte ich mich noch schnell unseren Sport-Legionären im Ausland zuwenden. Besser gesagt der euphorischen Berichterstattung über den Basketballriesen Jakob Pöltl, seit Jahren eine fixe NBA-Größe. Dem voreiligen Jubel um das vorerst noch verhinderte NHL-Starlet Rossi. Aber auch dem Fußball, wo sich alles um Alaba und Arnie, zur Abwechslung auch um Bologna-Kollegen Posch, zu drehen scheint. Ganz zu schweigen vom „Pfeili“ Mensur Suljovic, der überschwänglich für sein heldenhaftes Aus in London gegen den dann doch nicht Weltmeister Van Gerwen gefeiert wurde. Mittlerweile werden halt Kehrseiten von Medaillen schon wie mittlere rotweißrote Triumphe verkauft!

Ja, dieser Jakob Pöltl war und ist mit seinen 2,14m immer noch ein Gigant, der Historisches vollbracht hat, bisher Einzigartiges, erst in Toronto, jetzt in San Antonio, obschon die Spurs auch mit ihm einen Korb nach dem anderen kriegen. Auch darum grenzen die geradezu krampfhaften medialen Versuche, aus ihm einen Superstar zu machen, fast schon ans Lächerliche. Jakob ist natürlich ein Weltklassemann, gar keine Frage, das steht außer Diskussion, da sprechen ja seine persönlichen Statistiken für sich, ihn aber gleich als (Welt)Rekordler zu bezeichnen, der sogar Michael Jordan übertrumpft hätte, weil er vor kurzem vor ein paar hundert Fans mehr als die US-Allzeitgröße (1997) im überdachten Alamodome von San Antonio gespielt hat, ist wohl realitätsferner Humbug. Die Spurs haben nämlich verloren…

Und wenn Real Madrid den spanischen Supercup, der ganz ohne Polit-Proteste grotesker Weise im autokratischen Saudi-Arabien gespielt wird, gegen den Erzrivalen Barcelona verliert, dann darf im Unterton der zarte Hinweis natürlich nicht fehlen; Na ja, wenn der David nicht spielt, kann Barca leicht Goliath sein, oder? Und so ähnlich liest und hört sich das an, wenn – übrigens ganz ohne den verletzten Arnie – der jüngst erst aus Hoffenheim geholte Posch für Bologna in Udine das Siegestor erzielt, ganz so, als hätte er es in einem atemberaubenden, legendären Solo wie einst Maradona mit der Leichtigkeit des Seins gegen England geschossen…

Fürwahr, es wird immer atemberaubender, immer dreister, und mit Verlaub sogar immer dümmer, wie im Kampf um maßlos übertriebene Superlative, die die vermeintliche, oft nicht einmal vorhandene Sensationsgier oder patriotische Gefühle befriedigen sollen, haarsträubende Zusammenhänge aus der Luft gegriffen werden. Was müssen sich da SportlerInnen denken, die abseits von medialen Beuten des Wahnsinns sich gegen Kleingeld oder gar unentgeltlich, dafür aber mit Herzblut alltäglich die Trainingszeit vom Mund absparen, um sich im Schweiße ihres Angesichts so abzustrampeln, dass sie irgendwann doch Zeichen setzen können. Solange sie aber weiter gegen den immer mehr ins Surreale abgleitenden Mainstream eher unbeachtet bis unbemerkt ankämpfen, wird sich im heimischen Spitzensport wenig bis nichts ändern. Mit wenigen Ausreißern als Ausnahme von der Regel…

 

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