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Wie wir von irreführenden Storys und Schlagzeilen verwöhnt werden, die fürwahr ein Hammer sind

Es ist zwar ein ungeschriebenes Gesetz, nicht ins eigene Nest zu, sagen wir so: spucken. Aber wenn ich Tag für Tag in den Tageszeitungen, Magazinen und Online-Portalen irreführende Schlagzeilen oder einfach total sportfremde Storys lese, viele davon an- und aufgestachelt durch die sozialen Medien, dann möchte ich mich als einer der Altvorderen (und ganz sicher nicht Ewiggestrigem) doch zu Wort melden. Die Ansammlung von Beuten medialen Wahnsinns in den vergangenen 24 oder 48 Stunden ist nicht von schlechten Eltern. Einige Beispiele gefällig? Bitte schön, kein Problem, schnell serviert. Eines wie dieses: Hammer! Formel-1-Auftakt ohne Vettel! Erster Gedanke: Was, wird er rausgeschmissen bei Aston Martin, bevor in Bahrain alles anfängt in der Formel 1? Mitnichten! Der „Hammer“ besteht schlicht aus einem positiven Corona-Test, weshalb ihn mit Nico Hülkenberg ein anderer Deutscher ersetzt!

Wenn´s keine Infektion ist, dann hätten wir auch einen Einbruch auf Lager. Auch wenn sie es kaum glauben, jawohl, einen Einbruch im Hause Pogba, just während der Millionenkicker Paul selbst die meiste Zeit bei Manchester Uniteds Schwanengesang in der Champions League auf der Bank gesessen war! Ja, ein Unglück kommt eben selten allein, gell. Viele der Red-Devil-Fans allerdings denken sich schon längst, dass uns das französische Enfant terrible als Karikatur eines Weltklassekickers gestohlen bleiben könnte. Mit Sport hat diese Raubersgschicht´ jedenfalls nichts zu tun.

Wenn´s kein Ohrwurm ist, mit dem man lockt, so darf´s alternativ natürlich auch ein Augenschmaus sein, mit dem wir seit einigen Tagen verwöhnt werden, wenn eine geschickt lancierte PR-Maschinerie die Anna-Veith-Begleitmusik zu einem Bikini- und Bademoden-Shooting spielt! Immerhin, trotz Schwangerschaft und Mutterrolle hat sich das seit drei Jahren emeritierte Pisten-Beauty zumindest eine tolle sportliche Figur bewahrt, die sowohl lobens- als auch sehenswert ist. Und die italienische Firma, die sie an- oder wie viele sogar schreiben, halb ausgezogen hat, reibt sich dabei die Hände: Gratiswerbung vom Feinsten von einer Ex-Sportlerin, die sich damit auch selbst immer wieder in Erinnerung ruft, damit also auch als Werbe-Ikone alles, nur nicht baden geht …

Rücktritt vom Rücktritt bei Paszek, als Werbe-Ikone weiter aktive Anna Veith und ÖTV-Nr. 1 Julia Grabher, aktuelle Nr. 141.

Zumindest optisch ein Hit, der die Sportseiten verschönt. Alles andere denn ein Hammer hingegen ist die Sensationsmeldung, dass im Thiem-Team kein Stein am anderen bleibt. Was gibt´s Sensationelles im Countdown zur nächsten Comeback-Ankündigung? Neuen Coach, neuen Manager, womöglich neuen Volley-Coach? Sie werden´s kaum glauben, aber es stimmt: Der alte Freund, von dem die wenigsten wussten, dass es ihn überhaupt gibt, dieser für die sozialen Medien zuständige Kumpel, wurde jetzt auch entfernt und durch einen Mann von der iberischen Halbinsel entfernt. Ganz so, als würde der pausierende und alles, nur nicht spanische parlierende Thiem fern der Heimat, wo er immer noch den höchsten Stellenwert besitzt, als möglicher Nadal-Nachfolger aufgebaut – ganz so, als gäb´s keinen 18jährigen Alcaraz. Kommt einem irgendwie Spanisch vor, oder?

Wenn wir schon beim Tennis sind, dann freut mich die Nachricht, dass Österreichs Damen in absoluter Bestbesetzung in den ehemaligen Fed- und jetzt Billie-Jean-King-Cup gegen neun andere Länder gehen werden. Wie schaut die aber wirklich aus? Hat sich da eine junge Dame hinter unser aller Rücken etwa mit Ruhm bekleckert? Gibt´s womöglich gar eine neue Wundertüte, die zuschlägt? Irrtum, meine Damen, meine Herren – es steht nur das Comeback ohne Spiel- und Turnierpraxis der im September operierten Barbara Haas (Nr. 225) ebenso an wie die Rückkehr von Tamira Paszek, 32 und inzuwischen nur noch Nummer 709, von der man leider seit Jahren wenig gehört, aber dafür gelesen hat, dass sie bei Turnieren auf unterster Ebene mitunter Spiele aufgegeben hatte, ohne ein Game zu machen. Fehlte gerade noch, dass man uns die Antonitsch-Tochter Mira wie vor einigen Jahren als künftigen Topstar verkauft, auch wenn sie aktuell nur auf Platz 871 rangiert.

Natürlich kommt´s im Tennis auch vor, dass dann und wann ein David den Größeren einmal ein Haxl stellt, aber wenn man bedenkt, wie Österreichs Damentennis von 1990 bis 2012 mit Wiesner (Floimeier), Paulus, Plischke, Schwarz, Ritter (Schwarz), Schett (Eaghle), Mair-Achleitner, Bammer und auch Paszek dastand und wo es jetzt steht, dann kommt man beim Ranking-Schnitt des B. J. King-Quintetts von 419 über ein entsetztes bis ratloses Kopfschütteln nicht hinaus. Ja, wenn so Bestbesetzungen ausschauen, dann sind wir bald unterwegs zur San-Marino-Wertigkeit. Was soll man dazu noch sagen – ein Hammer!

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