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Wien-Marathon als Beweis, dass es sich lohnt, Vorurteile zu widerlegen, um Markt zu öffnen

Der Final Countdown läuft. Morgen früh ist´s endlich wieder soweit und Marathon-Time. Im Jahr eins nach den Pandemie-Pannen ist ganz Wien sozusagen wieder auf dem Laufenden. Einige der vordem angesagten Stars haben zwar ihre Nennung wieder zurückgezogen, aber da sowieso kein Eliud Kipchonge dabei war, jener Marathon-Mann, der mit Top-Schrittmachern in der Hauptallee als erster Mensch unter zwei Stunden in die Geschichtsbücher gelaufen war, juckt das eigentlich niemanden. Da sind die gut 30.000 Anmeldungen, die es heuer für die verschiedenen Wettbewerbe gab, schon um Einiges mehr wert, weil sie spektakulär dokumentieren, dass es sich lohnt, die Bevölkerung in Bewegung zu setzen.

Ja, wer hätte das vor vierzig Jahren je für möglich gehalten, dass man aus den vermeintlichen lauffaulen Ösis ein Volk von Marathon- und Lauf-Freaks machen kann, die buchstäblich im Laufe der Jahre einen Vienna City Marathon (VCM) machen würden, der sogar Schritt halten kann mit den berühmtesten Traditions-Events von Boston über New York, Paris bis Rotterdam und Berlin. Natürlich hatte und hat das auch damit zu tun, dass der Wiener aus Tirol, der frühere Hindernis-Weltklasseläufer Wolfgang Konrad, erstens aus dem Laufgeschäft kam und zweitens sowohl medial als auch kommunal und bürokratisch ausgezeichnet vernetzt und damit in der Lage war und ist, sich und dem Event mit nötigen Türen auch mögliche Wege zu öffnen. Ob man will oder nicht, das sind nicht nur heutzutage die unabdingbaren Voraussetzungen, um einen solchen Event auf 60.000 und mehr Beine zu stellen, der ja neben Organisationstalent und Sportverständnis auch eine große Portion an logistischer Kenntnis bedarf.

Wenn ich daran denke, wie mühsam sich die Anfänge in den 80er-Jahren gestalteten, ehe der Triplesieger und Rekordläufer Hartmann auch den Österreich sozusagen den Weg wies, dann hat sich der Wien-Marathon zum größten Massen-Sportspektakel in der an wirklich großen Sportveranstaltungen immer ärmeren Metropole Wien ausgewachsen. Und hat damit auch den Beweis geliefert, dass es sich durchaus auszahlt, gegen alte Vorurteile und traditionelle Widerstände den Mut zum Risiko aufbringt, mit frischem Schwung und voller Tatendrang sowohl Neuland zu betreten als auch neue Märkte zu eröffnen.

Dass es dabei auch gewisser Geduld bedarf, um den Lohn der Arbeit zu ernten, versteht sich von selbst und ist natürlich Part of the Game. Um eine tolle Idee in eine tolle Veranstaltung zu verwandeln, auch das ist so etwas wie ein Marathon. Wie viele Politiker, die vom Heute statt Morgen und von der Hand in den Mund leben und träumen, dieses Prinzip aber tatsächlich begreifen und goutieren, steht auf einem anderen Blatt. Konrad, der als Läufer gewohnt war, Hürden zu meistern, ist´s jedenfalls gelungen, mit Hilfe politischer Unterstützung auch allen Zweiflern den Marsch zu blasen – gewissermaßen im echten Laufschritt samt digitalem Chip, der aus Wien fast schon eine Marathon-Metropole gemacht hat …

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