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Wiens Neo-Skipräsident tut so, als hätte es vor ihm weder Mandl & Pachner noch Medienecho gegeben

Ehe die Alpine Ski-WM der Großen begann, wollte ich noch einen Blick auf die schon beendete nordische Ski-WM in Kanada richten. Am Tag, als es auch in der Hauptstadt leise rieselte, schneite es die Nachricht vom ersten WM-Titel eines jungen Skispringers aus Wien herein. Louis Obersteiner, der schon Gold bei den Youth Olympic Games gewonnen hatte, holte sich jetzt bei den Junioren-Weltmeisterschaften wieder eine Goldmedaille – auf der Olympiaschanze von 2010 in Whistler Mountain bei Vancouver! Allerdings nicht im Alleingang, sondern mit vereinten Kräften in der Nachwuchsmannschaft mit dem ÖSV-Junioren-Quartett, das vor den Polen und Slowenen siegte.

Flügge geworden ist der Wiener Stadtadler jedoch nicht, um der Wahrheit die Ehre zu geben, beim Verein dieses Namens, der vom Puls4-Frühstücker und Wahlwanderer Florian Danner als Hobbypräsident geleitet wird, nämlich so richtig erst im Skigymnasium in Saalfelden. Dort hat er nicht nur gut geschulte Betreuer, sondern auch die nötigen Rahmenbedingungen (gehabt), um auf Sprünge zu kommen und sogar zu Höhenflügen anzusetzen. Da Obersteiner also bei Schülern, Jugendlichen und Junioren für Furore gesorgt hat, sind die ansonsten bestenfalls halbherzig reagierenden Entscheidungsträger der (eher-doch-nicht)-Sportstadt Wien nicht zuletzt dank des Danner´schen TV-Einflusses auf einmal von der Idee geradezu besessen, für eine eventuell interessierte, kleine Gruppe an gebürtigen oder zugewanderten Wienern eine mehr oder weniger große Schanze als Sprungbrett für mögliche Höhenflüge zu bauen.

Dafür macht sich nun der neue Wiener Skipräsident König stark, der als ehemaliger Sekretär im Gesundheitsamt der Stadt Wien offenbar auch ein spezielles Nahverhältnis zu Peter Hacker, dem Nachfolger seiner Ex-Chef (s) innen, hat! In eigener Sache, vor allem aber zur Ehre des König-Vorgängers Doktor Hermann Gruber, als Gösser und NÖM-General auch erster ÖSV-Großsponsor, muss ich die von Jung- und branchenfremden Kollegen transportierten Falschmeldungen dementieren, dass sich im Wiener Skiverband jahrelang nichts getan hätte.

Wenn der neue Wiener Ski-Boss das via Medien verbreitet, müsste man von einem König der Ahnungslosigkeit schreiben, der zumindest so tut, als wäre ihm entgangen,

dass vor 10 Jahren das Buch „In Wien begann´s – eine Spurensuche im Schnee“ im Rathaus (Volkshalle) im Beisein von vielen Promis präsentiert, via ORF präsentiert und von Top-Skiklubs in Kitz und am Arlberg gekauft wurde.

dass es seiten- oder minutenlange Reportagen (Standard, Kurier, Krone, Presse, Fernsehen, Radio) sowohl über die erste echte Schneesportweltmeisterin aus Wien-Josefstadt, die Brett-Freeriderin Manuela Mandl, als auch den zweimaligen Olympiateilnehmer (Boarder-Cross) Lukas Pachner gab,

und dass dazu auch via ÖSV-Homepage, Zeitungen und Online-Foren laufend Meldungen  über die von Wien organisierte Städte-Ski-WM in St. Anton erschienen sind.

Na ja, man kann als regionaler Ski-Boss, der  hauptamtlich mittlerweile auch das Haus der Barmherzigkeit leitet, nicht alles wissen müssen/können/wollen, nicht wahr …

Abgesehen davon, dass es zum Beispiel in Leichtathletik, Schwimmen oder auch anderen Sportarten an geeigneten Sportstädten fehlt und sogar ein Traditionsklub wie West-Wien mangels geeigneter Halle in die (NÖ)-Südstadt ausweichen musste, handelt es sich beim Skispringen trotz populärer heimischer Bundesadler um einen doch sehr eingeschränkten, sehr aufwendigen Randsport, den auch weltweit ein mehr oder weniger elitärer Kreis betreibt. Deshalb stelle ich die Frage in den Raum, ob es über ein vorerst beim Nachwuchs talentiertes Bürscherl a la Louis Obersteiner (Gold im Team, 14. im Einzel) hinaus Sinn macht, ganz schön viel in solch ein Projekt zu investieren. Da hielte ich es persönlich für weit vernünftiger, zukunftsorientierter und gesundheitsfördernder, sich um das viel breitere Band und den um Eckhäuser größeren Kreis zu kümmern, die Alpinski anschnallen oder aber in die Langlaufloipen gehen.

Um aber im Raume Wien dafür Voraussetzungen zu schaffen, daran hat´s zumindest vor wenigen Jahren noch an echtem Willen und wahrer Bereitschaft des kommunalen Sportmanagements gemangelt, obschon auch eine Doppelweltmeisterin wie Lizz Görgl mit an Bord gewesen wäre. Ich hab´s von einem Gespräch im Rathaus bei der rechten (oder linken) Migranten-Hand des Sportstadtrats Hacker noch im Ohr, dass man dafür keinen Euro zur Verfügung stellen würde. Wen wundert´s angesichts einer mitunter lachhaften Sportpolitik in Wien, dass die einst dominanten Hauptstadtklubs und Hauptstadtsportler in fast allen Bereichen nur noch untergeordnete Rollen spielen. Und ob aus einem Obersteiner aus Wien, der aber sein Sprungbrett auswärts hat, tatsächlich ein Überflieger im Weltcup wird, steht bei aller Gold-Euphorie noch in den Sternen. Am Rande sei vermerkt, dass auch der Team-Goldene Manuel Fettner vor 37 Jahren in Wien auf die Welt kam, als es noch keine Stadtadler gab … 

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