Wenn im eigenen Land eine gut organisierte, für uns mit Gold, Silber und Bronze veredelte, inzwischen aber auch von Wetterkapriolen beeinflusste alpine Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm bei vollen Tribünen und umfassenden Liveübertragungen stattfindet, dann sind alle anderen skisportlichen Events natürlich sekundär. Das ist verständlich, vor allem dann, wenn es – Balsam für die gebeutelte patriotische Ski-Szene – zumindest anfangs weit besser gelaufen ist als befürchtet, das sei der guten Ordnung halber angemerkt.
Auch wenn der Jubel mittlerweile so verstummt ist wie das fröhliche Abklatschen zumindest temporär Pause macht, so wär´s meiner bescheidenen Meinung doppelt fatal, wären von der Präsidentin über Sportdirektor bis zu den Chef- und Spartentrainern die Führungskräfte im heimischen Skiverband mit Blindheit geschlagen statt Alarm zu schlagen, weil es beim rotweißroten Alpin-Nachwuchs inzwischen offenbar schon fünf nach und nicht mehr vor Zwölf ist.
Das, werte Blog-Leser und WM-TV-Konsumenten, ist keine Beckmesserei, kein Jammern auf hohem Niveau, auch keine Panikmache, sondern beinharte, brutale Realität. Diesen desillusionierenden Spiegel haben uns die ersten Alpinrennen der EYOF (European Youth Olympic Festival) im georgischen Bakuriani vor Augen gehalten, bei denen uns mit neuen Norweger-Talenten aus auch die ehemaligen Lehrbuben um die Ohren fahren – wie die britischen Erfolgszwillinge Freddy und Zak Carrick-Smith, wie der Spanier Iturbe oder die Kroaten Vrdoljak und Hrvoje Ljutic, der jüngste Spross aus dem Ski-Clan, während wir einen vierten Alpin-Platz (Valentin Pöll, Slalom) und einen Slopestyle-Silberling (Benjamin Lengger) zu Buche stehen haben. Wenn angesichts dieser vor Jahren undenkbaren Abwärtsspirale nicht alle Alarmsirenen im ÖSV schrillen, wann dann bitte?
Auch wenn uns die ehedem vom unvergessenen Baldur Preiml einst „ausgebrüteten“ Adler reihenweise Siege und auch bei den Junioren mit dem wieder siegreichen Titelverteidiger Embacher viel Freude bereiten und andere Pleiten übertünchen – es muss vieles falsch laufen in den Landesverbänden, die ja grundsätzlich mit Nachschub aus ihren Talente-Schuppen für die Versorgung an der Spitze verantwortlich sein sollten. Was aber eben diese Kette betrifft, so lässt sich nicht verheimlichen, dass viele der anfänglich über Gebühr gelobten, aber doch nicht ganz so talentierten Starlets den Übergang vom Jugend- und Juniorenbereich zu den Großen reihenweise nicht schaffen.
Was leider auch den Umkehrschuss zulässt, dass mitunter – man verzeihe den Vergleich – allzu lange aus welchen Motiven immer auf falsche Pferde gesetzt wurde/wird, die ins Abseits galoppiert sind. Wär´s anders, wären relevante Nachwuchsresultate anders – und besser!

