Angesichts der aktuelleren Fußball- und immer noch unvollendeten Sinner-und weniger brisanten Tennis-Rand-oder-Liebes-Stories konnte ich noch nicht meinen Senf zu Sport & Talk im Servus-TV geben. Anfänglich war wie zu hochpolitischen Themen eine spannende, willkommene Alternative zu den öffentlichen und dem offiziellen Mainstream frönenden privaten TV-Netzwerken gewesen. Nimmt man den Senderchef und einige tolle Formate aus, so gibt sich der Bullen-Sender jetzt vor allem im Sport allzu Bullen- als auch Salzburgölastig. Und verhindert zudem, dass mit seinen Werbefiguren faserschmeichelnde statt kontroversielle Diskussionen im kleinen Kreis entzündet werden, in denen es hitzig hergeht, auch wenn am Ende nicht ganz so heiß gegessen wie gekocht wird, um dieses ganz ohne Dosen-Bullen geflügelte Wort zu gebrauchen.
Da ich nebenbei zur Aufbesserung des Presse-Gehalts auch mehr als 15 Jahre als Konsulent in Diskussionssendungen eingebunden war, kann ich nur davor hüten, zu viele Leute und dazu noch kaum kompetente oder aussagekräftige, meist attraktive, selten aus dem Sport kommende, den Sport aber als Vehikel nützende Personen, in die Runden zu setzen. Wenn dann noch – wie sollte es heutzutage anders sein in einem angeschafften Anti-Macho-Frauen-Overkill – von ehemaligen Eurosport-Tennis-Moderator: Innen, deren Ski-Affinität überschaubar ist, die Comeback-Pandemiewelle thematisiert wird, dann mündet die Debatte in einer fruchtlosen Abfragungs- und wenig aussagenden Antwortflut, bei der man nicht einmal den kleinsten Nenner findet.
Nicht einmal durch die Wortspenden eines – bayrischer Einschaltziffern wegen – teutonischen Ski-Experten, der zu den schon oder noch nicht vollzogenen Comebacks von Hirscher, Liensi, Lindsey und vielleicht sogar Marlies Raich, 43, sportlich-stramme Dreifach-Mama, wenig Sinnvolles beizutragen hatte. Jedenfalls weniger als der jahrelang verletzungsgeplagte Slalom-Weltcupsieger und Olympiazweite Reinfried „Reini“ Herbst, inzwischen Chef oder Wachtmeister der Sport-Polizist: Innen.
Und wenn alle Stricke reißen, dann tritt als selbst-erkorener Sport-Retter der Nation unser aller Peterle, nicht Mondfahrer im Kinder-Theater, sondern Marathonmann zu ebener Erde, der FILZMAIER, als bestens verfilzter Politbarometermacher auf der nicht mehr ganz so seligen Sport-Zauberinsel allerorten auf.
Ausnahmsweise nahm der Schnittlauch auf allen TV-Suppen die zu hungrigen, untertrainierten, übergewichtigen Jung-Österreicher aufs Korn, die über kurz oder lang, Migranten inklusive, die Volksgesundheit aufs Spiel setzen würden/könnten. Ob der Entfilzer beim richtigen Sender die richtigen Worte zur rechten Zeit gewählt hat, wage ich zu bezweifeln, denn zur Bullen-Philosophie gehören in erster Linie Grenzgänger und Abenteuerlustige in teils anachronistischen, antizyklischen Sportarten, denen dann, wenn sie Opfer geworden sind, allerdings mit tollen weltweiten, viele Forschungsmillionen lukrierenden Charities a la Wings for Life auch wieder neuer Lebensmut eingehaucht werden soll.
Mir persönlich wäre viel lieber, die Kinder, ob Buben. Mädchen (und wer sonst aller nach neuester Selbstbestimmung) würden solche Salti wie Jungturner Lindpointner (Junioren-EM-Medaillengewinner Ringe) zumindest als einfache Purzelbäume oder Rollen ebenso schlagen wie Felgaufzüge schaffen und Sprossenwände erklettern wie unsereins in den 45er-Nachkriegsjahren, als es wirklich noch eine Hetz war, als der Ball auf der Mars-, Jesuiten-, Birken-, Wasserwiese oder im noch rotweißroten Spielkäfig im Netz lag.
Back to the Roots, meine Damen und meine Herren, auch zum Turnen, Schwimmen, Laufen, Springen, Werfen und wo immer man sonst die überschüssige Energie samt Masse loswerden kann. Wie geschmiert auch ohne Motorenöl. Zeit wär´s, dass diese Diskussion schneller und öfter als alle anderen Wasch-Mir-den Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass-Debatten um des Kaisers Bart und fremder Einschaltquoten wegen geführt werden. Aber darüber findet sich so gut wie nichts in Regierungserklärungen.
Bin schon neugierig, in welchem Abfallkübel des Zuckerl-Imperiums der Sport landet. Ein paar Felder wären ja noch frei – und von der pinken Minimalgewinnerin unter den Verlierern hab´ ich ja gelesen, dass sie schon zu Wahlzeiten zur Höchstform aufgelaufen sein soll. Zum Startsprung ins kühle Wasser wie bei Sommergesprächen kann´s jetzt aber leider höchstens in Hallenbädern kommen, die sportlich meist wenig tauen. Trotzdem: Sport als Körperkultur gehört ja (mens sana in corpore sano) eigentlich zur Bildung, um die sich die besagte Gnädigste ja so große Sorgen macht.