Als langjährige Blog-Leser kennen Sie ja inzwischen meine Einstellung zu Sportler- und Fußballerwahlen des Jahres, die an einen Obstmarkt erinnern, wo man zwischen mehr oder weniger saftigen Birnen und poliert-glitzernden Apfelsorten die Qual der Wahl hat. Da wie dort mag´s auch Unverträglichkeiten welcher Art immer geben, was natürlich auch mit einer gewissen Voreingenommenheit zu tun hat.
Soweit die Einleitung, ehe ich zur aktuellen Sache komme, den Ballon d´Or, den die französische Fußball-Fachschrift France Football einst aus der Taufe gehoben hatte, um Europas Fußballer des Jahres zu küren – inzwischen nicht mehr als private Medien-Initiative, sondern als gemeinsame Sache mit der Uefa, womit die Vergabe auch einen offiziellen Anstrich bekommen hat.
Da frei nach Shakespeare die ganze Welt Bühne ist, so gilt das erst recht für den Weltfußball, das größte sportliche Theater rund um die Uhr und den Globus. Also ist´s auch mehr als legitim, dass man zur Preisverteilung auf eine Theaterbühne bittet, in diesem Falle ins Theater Chatelet im Herzen von Paris, um dort mit mehrsprachigen Moderator: Innen und Altstars aus der Fußballszene die Nummer 1 dines selektiven Wahlkomitees zu präsentieren und zu ehren. Dass es dabei Sieger und Verlierer gibt, liegt auf der Hand, weil es ja zum einen Geschmackssache ist, wen man unter den Kandidaten präferiert, zum anderen aber auch, weil es Vorlieben für Klubs und deren Protagonisten, also bevorzugte Stars unter Stars gibt.
Normalerweise wird da hinter den Kulissen oder unter vorgehaltener Hand diskutiert oder gestritten, aber da ja heutzutage die neue Normalität regiert, wurde auf diese ungeschriebenen Regeln bei der heurigen Wahl im wahrsten Sinn des Wortes im Auditorium des Chatelet-Theaters lauthals gepfiffen. Da in authentisch interpretierter Abwandlung des Cäsar-Zitats aus Vini (statt Veni) -Vidi-Vici nichts geworden war aus Sicht des enttäuschten Weißen Balletts, also einem Sieg seines Stürmerjuwels Vinicius jr., hatte Real-Madrid samt Stars die Reise nach Paris abgesagt, aber offenbar Gesinnungsgenossen gefunden, die mit Buhrufen für den derzeit auf Krücken humpelnden, verletzten Wahlsieger Rodri, Herz von Manchester City und Europameister Spanien, für keineswegs standesgemäße Dissonanzen und Missstimmung sorgten.
Auch wenn es nur um eine Episode ohne Konsequenzen geht, so finde ich es gerade von einem derart mit Trophäen beladenen Klub wie Real Madrid, als schlechter Verlierer zum einen wie die beleidigte Leberwurst zu reagieren, zum anderen einen durchaus würdigen Gewinner des Ballon dÓr statt zu respektieren noch auszupfeifen und zu beleidigen. Das ist eines vielfachen Europa- und Weltcupsiegers nicht würdig. Aber offenbar hat man heutzutage gesellschaftliche Spielfelder übergreifend verlernt, bittere Niederlagen zu akzeptieren und Siegern die Siege lieber zu neiden statt zu gönnen. Fußball macht da keine Ausnahme. Das Theater als Lehrstück. Diesmal im Chatelet.