Ehe es ernst wurde für den austro-kroatischen ÖTV-Meister Misolic gegen Djokovic zum einen, dem Champions League-Finale zum anderen, möchte ich auf den Giro d´Italia eingehen, der uns ja im Gegensatz zum ORF ebenso wie die French Open immerhin im Eurosport serviert wird. Und da haben wir heute einen Husarenritt des Briten Simon Yates erlebt, mit dem er sich mit jahrelanger Verspätung jenen Giro-Sieg geholt hat, den er einst gegen seinen Landsmann Chris Froome verloren hatte.
Ein Triumph, mit dem er den historischen Erfolg des erst 21-jährigen Isaac del Toro verhinderte, der als erster Mexikaner bis zur Fahrt über das Dach des Giro, dem Col delle Finestre, das Rosa Trikot souverön verteidigt hatte. Die Attacken des ehemaligen Giro-Siegers (2019) hatte er abwehren können, aber als Yates auch im Wissen in die Pedale trart, dass er vorn noch einen Teamkollegen wie Wout van Aert hat, war´s um die Träume des Stiers geschehen …
Auch wenn er letztlich diesen Giro nicht gewann, so hat dieser Rundfahrtklassiker wieder demonstriert, dass sich die Radsportwelt verändert hat – nicht nur, aber auch durch die Globalisierung im Sport, mitcdercsuch Kräfteverhältnisse verschoben. Ist ja kein Zufall, dass die Italiener in ihrem Giro nur eine Etappe gewonnen haben, detto die Franzosen. Also jene Länder, die einst ihre Rundfahrten alternativ mit Benelux-Fahrern und Spaniern dominiert hatten, von Anquetil über Merckx bis Hinault, von Coppi und Bartali über Gimondi und Pantani bis zu Basso und Nibali, um einige franko-italo-Beispiele zu nennen. Und auch die Südamerikaner wurden nach einiger Anlaufzeit nicht nur auf den Bergen zu Gipfelstürmern, sondern trumpften in großen Rundfahrten schlussendlich auch als Allrounder auf. Und obschon Seriensieger Armstrong inzwischen als Doping-Gottseibeiuns aus allen Listen gestrichen wurde, so hatten die Nordamerikaner ja schon mit dem Triple-Toursieger LeMond den Radsport entdeckt. Und die Briten folgten in abglo-amerikanischer Verbundenheit auf dem Fuß.
Das Rad hat sich gedreht und gedreht – und neue Topstars aus vordem kaum beachteten kleinen Ländern a la Slowenien hervorgebracht wie den Ex-Junioren Weltmeister im Skispringen, Primoz Roglic, und dessen Landsmann Tadej Pohacar, der schon jetzt als Kannibale a la Eddy Merckx (trotz Stirnrunzeln) gefeiert wird. Und viel (außer etwas Erfahrung und ein gleichwertiger Teamkollege) hat dem Jung-Twen aus Mexiko nicht gefehlt, um Giro-Geschichte zu schreiben. Ein zweiter Platz aber kann sich mehr als nur sehen lassen. Und man kann schon jetzt wetten, dass Isaac del Toro nicht der letzte Mexikaner sein wird, der vorn mitmischt, sondern der erste aus dem Azteken-, Maya- und natürlich fußballverrückten Land, der womöglich einen Pedalritter-Boom auslöst. Die Radwelt ist eben anders als noch vor einigen Jahrzehnten. Abwarten, wenn China nicht nur Rundfahrten veranstaltet…

