Nicht nur im Fußball regiert der ganz normale Wahnsinn, wenn es um Transfersummen und Jahresgagen geht, die nicht nur bei Superstars ins Kraut schießen. Das trifft zum Teil auch auf andere Profiszenen zu, nicht zuletzt auch aufs Tennis. Womit bewegt Dominic Thiem seit Monaten die Fans und füttert die Medien? Erst mit Mangel an Motivation, mit Prozessen gegen den Ex-Mentor und Manager, mit erkalteter Liebelei und neuen Liebesgeschichten, jede Menge an Pausenfüller von Verletzungsschmerz bis Trennungstories, verbunden mit televisionären (Not-)Lügen und angekündigten Enthüllungen, die privat hätten bleiben sollen, was wiederum nichts mit Lili Paul-Roncalli zu tun hat, sondern mit Alex Stober, dem geschassten Physio.
Kurzum, statt einer Erfolgsmeldung nach der anderen des zweiten heimischen Grand-Slam-Turniersiegers jagt im Zirkus Thiem ein Bad News das andere, ganz so, als hätte sein neues Management angeordnet, wenn schon nicht sportlich, sondern irgendwie am Ball und damit im Gespräch und im Follow-Up-Effekt auch gut im Geschäft zu bleiben. Lachen sie nicht, aber wie es scheint, so gehört dazu offenbar auch der nackte Po des flüchtenden Do in einem eher skurrilen Werbespot seines ganz auf Seriosität bedachten Banken-Sponsors. Kein Wunder, dass sich sowohl Ex-Mitarbeiter als auch Tennisfans ob dieser fast schon absurden Entwicklung des immer noch bubenhaft wirkenden Thiem eher „verarscht“ fühlen, um das drastisch zu formulieren.
Pecunia non olet, zu Deutsch: Geld stinkt nicht, haben schon die alten Römer gesagt, ehe sie untergegangen sind dem nächsten Sprichwort folgend, das da lautet: Geld verdirbt den Charakter. Aber eine Causa Thiem in ähnlicher und doch anderer Form beschäftigt jetzt auch das Vereinigte Tennis-Königreich und die Damen-Tenniswelt im Allgemeinen. Kaum konnte sich unser Dominic an der ersten US-Open-Siegerin begeistern, die aus der Qualifikation kam, um ohne Satzverlust in New York zu triumphieren, hat die 18-Jährige Multi-Kulti-Britin Emma Raducanu ihren (Teilzeit-)Coach Andrew Richardson gefeuert statt gefeiert. So schnell kann´s heutzutage gehen mit der fadenscheinigen Begründung: Zwar gut genug, um aus mir eine Grand-Slam-Turniersiegerin zu machen, aber längst nicht gut genug, um mich auf dem Weg rund um die Turnierwelt zu begleiten.
Ob ihr, den Eltern oder einem Management, das sich flugs ihrer als Gold-Dukaten annahm, der mit Millionen versüßte Erfolg den Kopf verdreht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich liege aber kaum falsch, wenn ich meine, dass sich analog zu den Gagen auch die Unverfrorenheit bis Unverschämtheit der sportlichen Protagonisten allmählich ins Uferlose bewegt nach dem Motto: Frechheit siegt, solange mich niemand hindert. Also ganz normaler Wahnsinn.