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Zum Gurgeln: Shiffrin, Colturi und die rotweißrote Komparsen-Kompanie

Wäre da nicht die unvergleichliche, einzigartige Mikaela Shiffrin davor und dagegen gewesen in Hochgurgl mit ihrem 99. Weltcupsieg, dann hätte es eine zumindest verkappte, historische albanische Skisensation gegeben. Wenn nichts passiert, dann ist der Shiffrin-Hunderter wohl nur eine Frage der Zeit angesichts der mit kalkuliertem Risiko verbundenen Sicherheit, mit der die US-Amerikanerin über die Pisten tanzt. Aber wenn nicht alles täuscht, dann ist das Colturi-Albanien-Solo nach Girardelli-Luxemburg-Vorbild ein Vorgriff auf die Zukunft, bedenkt man, dass die Tochter der italienischen Super-G-Olympiasiegerin von 2002, Daniela Ceccarelli, und ihres rennerfahrenen Trainervaters erst 18 Jahre alt ist.

Ausnahmetalent wie einst Shiffrin, die auch kam, sah und siegte, das mag schon sein und stimmen. Wo aber bleiben die rotweißroten Skihaserln, die zum Großteil im alpinen Raum aufwachsen? Auch wenn ich TV-Kollegen Brunner schätze, so war seine Aussage, die Plätze 7, 12 und 16 wären ein gutes Ergebnis, höchstens als Verbeugung des Rechte-Inhabers ORF vor der wie immer im Zielraum fiebernden ÖSV-Präsidentin zu akzeptieren. Diesmal herrschten ganz andere und nicht ganz so knifflige Bedingungen wie noch in Levi, aber diesmal lief es noch schlechter als jenseits des Polarkreises, weil Liensberger im Finale das in Levi erreichte Podest vergeigte.

Ja, wo sind unsere Teenager oder Twens, die dem zum Mittelmaß geschrumpften Establishment wie die Faust im Nacken stecken? Während die „bullige“ Solistin Colturi als Sensationszweite aufs Podest kurvte, landeten unsere Nachwuchshoffnungen, die dreifache Jugend-Olympiasiegerin Maja Waroschitz inklusive, geschlossen mit identischen Rückständen im Hintertreffen jenseits der  Top 50 – weit weg vom Finale, um dann zum Angriff zu blasen. Irgendwie erinnern Form und Zustand an das ÖSV-Logo, das ja auch einen ruinösen Touch hat.

Mit falschem Set-up, fehlendem Grip, schlechter Sicht, schwierigen Bedingungen allein lassen sich die für eine Skigroßmacht ernüchternden Resultate weder entschuldigen noch erklären. Der Wurm sitzt viel, viel tiefer, wobei ich glaube, dass es sehr wohl, aber nicht nur an der technischen Ausbildung mangelt, sondern mehrheitlich daran, dass man den jungen Läufer: Innen viel zu früh viel zu viele Hürden wegräumt, sich die eine oder andere viel zu früh als regionale oder lokale Größe fühlt, weil sie in unbedeutenden  FIS-Rennen den einen oder anderen Erfolg errungen hat. Und so paradox das in einem Skiland wie Österreich auch klingen mag – es fehlt ganz sicher auch an dem, was man im Fußball scouting nennt. Junge Skiläufer, die hungrig sind. Es kann und darf nicht sein, dass eine Großmacht mit Millionenbudget von einem ehemals maoistischen, inzwischen touristisch adaptierten Adria-Land blamiert wird. Und dass dem so ist, dagegen hilft keine Schönfärberei mit Durchhaltparolen und Weichspülen…

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