Es waren Krimis, die sich zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Sportarten abspielten. Da der heimische Dreikampf um den Meistertitel im heimischen Klubfußball mit dem besseren, aber auch tatschlich glücklicheren Happy-End für Titelverteidiger Sturm Graz, dort der in einem mehr als drei Stunden wogenden Tennis-Drama der 100. Jubläums-Turniersieg für den erfolgreichsten Einzelspieler aller Zeiten, den Rekord-Grand-Slam-Sieger Novak Djokovic, quasi als Geschenk seiner selbst zu seinem 38. Geburtstag in eben dieser Woche in Genf, wo er die ganze Familie um sich versammelt hatte. Frau, Kinder, Verwandte, die dort leben.
Abgesehen davon, dass man nur bewundern kann, wie viele Sprachen der Serbe in seinen Dankesreden wie jetzt auch in Genf spricht – in jeder speziell in jener an den Polen Hubert Hurkacz kam die Wertschätzung des Gegners als Comeback-Inspiration im Tennis, aber auch als Mensch derart zum Ausdruck, dass der Pole schluckend gegen Tränen kämpfte.
Hurkacz, der nach Knie-OP´s mit Kniestrumpf spielt, der im Semifinale einen guten Sebastian Ofner so gut wie keine Chance gelassen hatte, hätte im Endspiel wohl jeden anderen Gegner mit seinem krachenden Aufschlägen abserviert, war aber dann nach Satzgewinn zweimal im Tiebreak am Djoker zerbrochen, der im Ernst- und Notfall sozusagen immer wieder einen Extra-Joker aus dem Ärmel beutelte.
Wer wie ziemlich viele Kassadren n nach ein paar frühen Sandplatz-Pleiten einen Djokovic abschreibt, der/die ist selbst schuld. Weil er/sie wohl zu jenen gehören, die den Serben aus vielerlei Gründen nicht mögen, für die er mitunter gar ein Dorn im Auge ist, von dem sie hoffen bis wünschen, dass er verliert oder verschwindet. Ob das mit seinem Wesen, seiner erfolgsorientierten Verbissenheit zu tun hat, oder mit seiner Herkunft samt seinem Hang und Drang, immer wieder – wie seinerzeit als Impfmuffel in der Pandemie – wider den Stachel zu löken, oder damit, dass er allmählich die weit geliebteren Ikonen Federer und Nadalübertrumpfte, das lässt sich höchstens vermuten, mehr aber nicht. Gut möglich, dass es eine Mischunng aus all dem ist, die aus ihm einen Nummer eins gemacht haben, an der sich weit mehr Geister scheiden als an anderen Granden , teils weniger erfolgreichen Größen des Weltsports.
In meinem langen Sportjournalisten-Leben hab´ ich nur eine Parallele erlebt, die aber weit zurückreicht – und auch nur die ersten zehn Profijahre seiner sportlichen Karriere, aber auch seines Widerspruchsgeistes mit flotten Sprüchen ebenso wie seiner Gri0mmannsucht betrafen. Vor allem die schon damals gespaltene US-Gesellschaft hatte den vom Olympiasieger Cassius Marcellus Clay zum Black Muslim und Wehrdienstverweigerer mutierten Weltmeister Muhammad Ali jahrelang wie einen Gottseibeiuns verfolgt und seine Niederlage im Kampf des Jahrhunderts gegen Joe Frazier (8. März 1971) bejubelt. Zum Greatest of all Time aber machten ihn erst sein späterer Wandel zu Sanftmut und Versöhnlichkeit, begleitet vom körperlichem Schwund und zitternder Stimme. Da erst flogen ihm die Herzen zu. Wie 1999 in Wien, als er bei Neupers World Sports Awards eben diese spezielle Trophäe in der Staatsoper empfing.
So verschlungen können die Wege auch im Sport und rund um Stars sein. Abwarten, wie sich das mit und bei Novak Djokovic entwickelt, dem Stehaufmännchen im Tennis, das seit Jahren einen Mehbrfrontkampf führt. Sportlich wie menschlich. Nach dem Hunderter wartet der Grand-Slam-25er.

