Obschon er gesundheitlich schon schwer angeschlagen war, hat Gian Franco Kasper den Amts- und Machtwechsel zu Johan Eliasch, einen total konträren Typ, vor einem Monat noch erlebt, wenn auch nicht vor Ort. Jetzt ist Kasper, der 23 Jahre lang die FIS als polyglotter, diplomatischer Präsident in der Marc-Hodler-Nachfolge gelenkt hat, gestorben. Gian Franco war schon als FIS-Generalsekretär fast überall vor Ort, wo auch meine Wenigkeit als damals noch junger „Presse“-Sportreporter hingeschickt worden war: Vierschanzentournee, Skiflug-WM am Kulm, Olympia in Innsbruck, Nordische WM in Lahti usw. Er sprach nicht nur viele Sprachen, er schien auch omnipräsent. Gian Franco kam aus dem Engadin, aus St. Moritz und so war ihm fast schon von Geburt auf in die Wiege gelegt, ein Weltbürger zu sein, der in seiner Regentschaft auch weit über den oft engen Tellerrand der Traditionalisten hinaus interessante Gedanken spielen ließ.
So etwa hat er mir einem spannenden Interview während der Ski-WM 2007 in Are verraten, dass es für ihn als Weltpräsident eines Sportverbandes ein Traum wäre, würde der weiße Skirennsport irgendwann einmal einen Weltcup auf dem schwarzen Kontinent (ist´s noch erlaubt zu schreiben?) zu veranstalten, beim Südafrika-Nachbarn Lesotho gäb´s ja ebensolche 3000er wie bei uns auch schon eine kleine Skiregion, die ausbaufähig wäre.
Es blieb Konjunktiv zu seinen Lebzeiten, in dem Kasper auch für Mehrfachfunktionen (FIS, IOC etc.) seinen Tribut zollen musste – und für den ungezügelten Zigarettenkonsum, der es ihm in Zeiten des Nikotin-Verbots in öffentlichen Arealen und in Pressezentren stets wert war, draußen in der Kälte zu „ordinieren“ denn in der warmen Stube zu plaudern. Er wusste, wie ungesund es ist, aber er blieb sich bis zum Tode treu. Gian Franco hatte viele Freunde, aber auch viele Feinde. Auch die hat er sich, wie es seinem Wesen entsprach, verdient. Wie die gute Nachred´ für einen Langzeitpräsidenten, der sich nach 77 bewegten Jahren jetzt von dieser (Ski-)Welt verabschiedet hat,