
Sein halbrunder Geburtstag liegt zwar schon fast vier Monate zurück, gefeiert aber wird er aus Termingründen der hohen Politik erst heute, High Noon, Landhaus St. Pölten. Zu Ehren von Gunnar Prokop, Pionier des modernen Trainerwesens in Österreich, hat Landeshauptfrau Mikl-Leitner, zu einem Lunch in den Millenniumsaal eingeladen – auch mich und einige andere Wegbegleiter des damals seiner großen Erfolge wegen ehrfürchtig als Goldschmied, aber auch Peitschenknaller bezeichneten Ehemann der allzu früh verstorbenen Weltrekordlerin, Europameisterin, Olympiazweiten, Innenministerin und NÖ-Landesmutter Liese Prokop (+2006), aber auch Halbbruder des Dopingjägers und Uni-Professors DDDDr. Ludwig Prokop. Ein anderer Halbbruder, nämlich Dr. Otto Prokop, lebte und ordinierte nicht in Österreich, sondern in der DDR, die sportlich ihre Muskeln hat spielen lassen, um international akzeptiert zu werden. Das allerdings ging zwar nicht ohne „Nachhilfe“, basierte aber grundsätzlich auch auf gnadenlosem, beinhartem Training bis zur Selbstüberwindung.
Gunnar war ganz sicher der erste diplomierte Sportlehrer, der als Trainer erkannte, wie man mehr als nur Landesmeister: In wird als Athlet(in), wenn man sich nicht nur anstrengt, sondern im Schweiße des Angesichts immer wieder über die Schmerzgrenzen geht. In diesem Zusammenhang möchte ich an jenen Trailer für die ORF-Sportsendungen erinnern, der fast Jahrzehnte lang gespielt wurde – und bei dem ich als Filmgestalter meine Hände mit im Spiel hatte. Dabei hetzte Gunnar seine Schwägerin Maria Sykora, EM-Dritte 1969 (400m) und Hallen-Europameisterin 1970 in Wien (Stadthalle), im Zielhang der Corviglia-WM-Abfahrt von Sankt Moritz im Befehlston („Gemma, gemma, gemma!“) so lange bergwärts, bis es für sie buchstäblich zum Kotzen war. Die Erfolge, die seine Schwägerin als Leichtathletin, dann mit der ganzen, von Gunnar als Sportchef befehligten, tollen Südstadttruppe im Handball feierte, gaben dem Fanatiker mehr als nur recht.
Wo aber solch fabelhafte Siege, Medaillen und Titel, dort formierte sich natürlich die auch politisch anders punzierte Neidgenossenschaft, die nur darauf lauerte, dass beim leidenschaftlichen Gunnar irgendwann das Nervenkostüm platzt. Ja, es hat Jahre der Topleistungensä gedauert, ob der LA-Erfolge als Trainer, danach als Manager des Rekord-Handball-Europacupsiegers Hypo-Südstadt, bis man ihn in der von weitsichtigen Landesvätern initiierten bzw vollendeten Brutstädte des Spitzensports schließlich in den (Un) Ruhestand entsorgte. Seither ging es allerdings nicht national, aber interational mit der Vorzeigetruope von gestern generell bergab, wer immer das Zepter übernahm. Und das galt und gilt auch summa summarum für das erste heimische, international damals bahn- und bannbrechende Leistungszentrum Südstadt, in dem Gunnar Prokop jahrelang der Spiritus Rector war, der gute, für viele seiner Kritiker aber zu strenge, also für die Weichspüler der Sportszene böse Geist war. Dazu aber kann man dem inzwischen 85jährigen Prokop nur mit dem Zitat gratulieren, das da lautet. Viel Feind, viel Ehr´…


Er selbst, auch staatlich geprüfter Skilehrer, Skischulchef, Tom-Sykora-Onkel und passionierter Skifreak, hat mit Leib und Seele demonstriert, wie man nach einem fatalen Unfall mit komplizierten (Bein) Brüchen auch im hiohen Alter an die 80 nicht nur wieder aufsteht, sondern wie in alten Tagen und Zeiten sich sowohl hoch zu Rad (bis zum Glockner-Hochtor gesundstrampelt aks auch über Pisten tabztund fegt. Einige Male auch mit meiner Wenigkeit und Tenniskumpel Hans Kary, einem anderen Pionier, auf dem für ihn als Annaberger doch eher entfernten Stuhleck beim Semmering. Gunnar, das Stehaufmännchen, hat´s verdient, zu seinem 85er post festum s hochgelobt zu werden wie seine oft ungezügelte Leidenschaft. Ich würde mir wünschen, dass der heimische Sport sich nicht wie zuletzt allzu oft in politischer Korrektheit übt, sondern Nachfolger eines Mannes wie Gunnar Prokop produziert, der mit allem Drum und Dran, mit Peitschenknaller-Etikett inklusiv, stets ein Unikat und Unikum war und immer noch ist. Einer wie keiner…

													
																							
																								
												
												
												
						











