Nein, keine Sorge, der vermeintliche Negativist wird natürlich – Ehre, wem Ehre gebührt – die rotweißroten Tennissiege in Debrecen so würdigen, wie es sich gehört. Allerdings mit Verspätung, da er zuvor bei den Niagara Falls mit Familie ubterwegs war. Aber wenn die beiden Österreich-Außenseiter Jurij Rodionov (Nr. 158) und Lukas Neumayer (Nr. 173) als Ersatz in letzter Minute für Filip Misolic (einzig aktuelle Top 100) den zusammengenommen dreimal so gut klassierten ungarischen Hausherren Fabian Marozsan (Nr. 57) und Marton Fucsovics (Nr. 59), Sieger der US-Generalprobe in Winston Salem, den Marsch zu einem 2:0 blasen, dann ist das eine fantastische Geschichte und auch in der Tenniswelt registrierte unglaubliche Sensation.
Und bei dieser Gelegenheit muss man auch den Hut ziehen vor Kapitän Jürgen Melzer, der mit seiner jahrzehntelangen Daviscuperfahrung das heimische Duo perfekt auf ihre Gegner vorbereitet und eingestellt hat, gegen die sie im ganz normalen Turnierfall fast immer verlieren würden. Aber Daviscup hat halt immer noch eigene Gesetze, auch wenn der reformierte Bewerb mit dem alten wenig und vor allem nur den Namen geneinsam hat. Und da dieses Gesetz immer schon Regel war und ist, haben die Kleinen die nicht ganz so Großen das Fürchten gelehrt und mit der 2:0-Führung fast schon mehr als die halbe Miete zum Aufstieg unter die Top-8-Nationen und die Finalwoche in Bologna eingefahren. Unglaublich, aber wahr.
Wenn der dritte Punkt morgen schon im Doppel fixiert wird, in dem wir mit dem international getrennten, aber im Daviscup vereinten, jahrelang eingespielten Duo Miedler-Erler sowieso favorisiert waren, dann erinnert mich das an die Euro-Erfolge der Isländer, Iren oder anderen im Fußball, die in Einzelfällen mit der Herausforderung den vermeintlich Unschlagbaren über den Kopf wuchsen. Großer David macht Goliath kleiner.
Und kritischer Geist, der ich halt bin, frage ich mich bei allem Respekt und dem Anlass gebührender Euphorie, warum die Rodionovs, Neumayers, Misolices (Schwärzler zählt noch nicht) diese heutigen Top-Leistungen im jahrelangen Turnieralltag trotz wiederkehrender Versprechen und Hoffnungen nicht bringen. Wer zu solch Erfolgen wie heute fähig ist, der müsste sie doch auch jahraus, jahrein zumindest auf Ebene der 250er-ATP-Turniere und nicht nur dann und wann bei Challengern erreichen können. Auch wenn jeder der (noch halben) Helden von Debreecen sein eigenes (Team) Süppchen kocht, so wär´s nur zu allzu schön, könnte der Ex-Top-10-Spieler Melzer in seinen ÖTV-Rollen die Siegermentalität von Debrecen seinen Epigionen auch für den Turnieralltag wie ein Tögliches Brot vermitteln. Aber nichtsdestotrotz sei gesagt – Ehre, wem Ehre gebührt, auch wenn erst Halbzeit ist….

