Das Thema ist heikel und die Gefahr, sich nicht nur die Finger, sondern auch die Zunge zu verbrennen, liegt auf der
Hand. Besser gesagt, in den Händen eines immer mehr überhandnehmenden Mainstreams, der ganz auf Political Correctness ausgerichtet ist. Es geht um Rassismus im Sport, dem grundsätzlich der Kampf angesagt werden muss, weil er erst recht in Zeiten wie diesen nichts verloren hat. Das einmal vorweg, damit keine falschen Verdächtigungen oder Vorverurteilungen aufkommen. Wenn rassistische Über- oder Untergriffe, auch in verbaler Form, zweifelsfrei nachgewiesen werden, wo und wenn sozusagen der Rubikon überschritten wurde, dann muss es Konsequenzen geben.
Aber nach allem, was ich bisher über den vermeintlichen, auch von spanischen Medien plakatierten Rassismus-Skandal beim Match von Cadiz gegen Valencia gelesen habe, so bin ich auf der Suche nach einem unumstrittenen Indiz nicht fündig geworden. In jedem der Online-TV- oder Zeitungsberichte heißt es nur, dass Mouktar Diakhaby (Valencia, nach Foul mit Gelb bedacht) vom Spanier Juan Cala (Cadiz) rassistisch beleidigt worden wäre, ohne die Beschimpfungen im Detail zu artikulieren oder zu präzisieren. Geschweige denn, dass andere Personen, ob Spieler, Schieds- oder Linienrichter, das mitbekommen hätten. Danach wäre das Spiel lange am Rand des Abbruchs gewesen und erst weitergeführt worden, weil Diakhaby zwar aus Protest in der Kabine geblieben war, aber die Mitspieler aufgefordert habe, das Match fortzusetzen, um keine Repressalien zu riskieren. Motto: Edel ist der Mensch, hilfreich und gut…
Da der des Rassismus beschuldigte Cala alle vorwürfe ebenso wie der Klub dementiert, aber erst am Dienstag seine Version des Vor- oder Zwischenfalls darstellen will, stützen sich vorerst alle Berichte, alle medialen Schuldzuweisungen bis zu offiziellen Beknirschungen nur darauf, was Diakhaby, aktueller Valencia-, früherer Lyon-Star, behauptet. Genau das aber verletzt mein Rechtsempfinden, für das immer noch der alte römische Grundsatz gilt, der da lautet: audiatur et altera pars – man muss auch die andere Seite hören. Und wer weiß, welche Worte da, diktiert von Emotionen nach einem Foul, zwischen beiden gefallen sind. Wie im Kampf um den Ball, so wissen wir alle, die sich Jahrzehnte mit Fußball beschäftigen, dass unter Streithähnen auch verbal das Prinzip gilt: Wo gehobelt wird, dort fliegen Späne. Sorry, obschon ich mir da, wie es auf Neudeutsch heißt, einen Shitstorm einhandeln sollte, aber ich stehe dazu, Vorfälle zuerst einmal zu klären statt in vorauseilendem (politischen) Gehorsam die Rassismus-Keule auszupacken. Auch das gehört ebenso zum Fairplay wie Schach jeder Form von Rassismus. So nebenbei hat Valencia gegen Cadiz mit 1:2 verloren…