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Rekordmann Novak Djokovic als Perpetuum Mobile der Tennisgeschichte

Er hatte ihm einen zweiten Grand-Slam-Sieg vermasselt, noch dazu am Hochzeitstag, nicht aber des wahrlich treffenden Galgenhumors entwaffnet. „Was machst Du eigentlich noch da?“, fragte Daniil Medwedew, 27, als sich der inzwischen 36-Jährige Novak DJokovic mit einem 6:3, 7:6, 6:3-Finalsieg für die Niederlage von 2021 revanchiert und zum ältesten US-Open-Sieger der Geschichte gekrönt hatte.

Nicht nur das, weil der Grand-Slam-Rekordsieger bei wieder Geschichte geschrieben hatte. Mit dem 24. Titel hat er jetzt auch den Allzeitrekord der Australierin Margaret Court-Smith eingestellt, die 1973 wie heuer der „Djoker“ drei ihrer zwei Dutzend Grand-Slam-Siege errungen hatte, den allerletzten, dreimal raten, beim US-Open…

Beim vielleicht besten Djokovic, den es je gab, steht für den russischen Bären (Übersetzung von Medwedew) zu befürchten, dass noch nicht Schluss mit lustig ist. Er spielt und spielt, er läuft und läuft, er trifft und trifft, ganz so, als wäre er eine gut gefütterte Maschine, die unten rausspuckt, was man oben reinwirft. Das stimmt, was sein Tennis angeht. Ein perpetuum mobile der Tennisgeschichte,

Das mag auch schon stimmen, was seine fast schon verbissene Fokussierung auf Spiel, Satz, Sieg und Zerstörung des Widerstandswillens der Gegner angeht – dieses Bild aber ist völlig falsch, was die Person, Persönlichkeit und den Menschen Novak Djokovic angeht. Übrigens nicht viel anders als beim besiegten Medwedew, der – die älteren Semester können mit dem Namen noch was anfangen – wie der berühmte Stummfilm-Hollywoodstar Buster Keaton wirkt, es sei denn, er legt sich mit Umpire oder Publikum an.

Am Finaltag in New York, an dem er zum vierten Mal triumphierte, wo er aber auch schon Disqualifikation, Aussperrung und sportliche Enttäuschungen erlebt hatte, zeigte er den ihm gegenüber oft feindlich gesinnten US-Fans, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Djokovic packte jenes Basketball-Trikot mit der Nr. 24 aus, dass der legendäre, bei einem Helikopter-Absturz zu Tode gekommene Superstar Kobe Bryant getragen hatte.

Nicht nur der 24 wegen und Symbolik halber, sondern darum, weil dieser Superman Kobe, genannt „Schwarze Mamba“, sein Freund war, der ihn in schweren Comeback-Zeiten aufgerichtet hatte. Ein Mann eben, zu dem jener Djoker aufgeschaut hatte, der wahrscheinlich trotz aller Rekorde als „Spaltpilz“ wohl nie angehimmelt werden dürfte. Ja, einer muss bekanntlich der Novak sein…

Nach dem 24er von New York stellt sich die Frage, wie lange der verhinderte Skirennläufer und vollendete Tennisgigant noch so siegeshungrig, erfolgsorientiert und selbst-diszipliniert noch sein kann und wird, um weitere Geschichte, aber auch Geschichten zu schreiben. Oder ob es wieder Entwicklungen außerhalb des Sports gibt, die dem deklarierten „Impfmuffel“ wie schon gehabt einen Riegel vorschieben. Hätte es den/die nicht gegeben, wäre der Serbe wohl längst alleiniger Grand-Slam-Rekordler über alle Zeiten und Geschlechter hinweg.

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