Es kommt ganz auf die Perspektive an, wie man das 8:1 von Rapid in Wolfsberg betrachtet. Als Oster- und Geburtstagsgeschenk zum 50er des alten, durch Vertragsverlängerung quasi neuen Trainers Didi Kühbauer mag´s aus Rapid-Sicht eine Sternstunde geschlagen haben – für die Kärntner wieder muss es die Folge eines Blackouts gewesen sein, ausgelöst durch die Kung-Fu-Attacke des Georgien-Legionärs, für die es Gelb-Rot gab. So sehr sich der Klub aus dem Lavanttal auch Respekt verdient, dass er zuerst ins Sechzehntel-Finale der Europa League eingezogen ist und es zudem auch ins Meister-Play-off geschafft hat – Kraftakte wie diese gehen an kleinen Vereinen wie dem Wolfsberger AC halt nicht spurlos vorüber. Ich ziehe den Hut ziehen vor Klubpräsident und Sponso-Cchef Riegler, der tief in die Tasche gegriffen hat, um mit dem WAC-Aufstieg aus dem Niemandsland an die Bundesliga-Spitze (zweimal Dritter!) sowohl Träume zu verwirklichen als auch einen Return-of-Investment zu bekommen.
Nichtsdestotrotz und auch auf die Gefahr, dass mich nicht nur die Lavant-Taler, sondern auch mediale Sozialromantiker verdammen, halte ich persönlich solche David-Goliath-Storys vor allem im heutigen Fußball-Business für temporäre Episoden. Gemessen an größeren oder gar Großstädten bleibt Wolfsberg halt nur ein eher kleines Städtchen mit überschaubarem Umfeld und ebensolchen Rahmenbedingungen, das in jeder Hinsicht fußballerisch über kurz oder lang an seine Grenzen stößt. Dabei geht´s mir nicht darum, den Teufel an die Wand zu malen, vielmehr erinnert sich unsereins an die Schicksale, die einst (nicht nur) regionale Traditionsklubs wie Krems oder Stockerau nach ihren finalen Cup-Überraschungssiegen gegen die Liga-Krösusse Tirol und Rapid teilten. Nicht nur diese beiden Vereine bezahlten den kurzen Höhenflug mit einem unaufhaltsamen Absturz, für den sich aber die Medien nicht mehr interessierten.
Wer weiß, was mit dem Aus- und Aufbau des Kleinstadions in Wolfsberg passiert, sollten die Lavant-Taler irgendwann nicht mehr ganz oben mitspielen. Dabei sei auch erwähnt, dass Wolfsberg mit Eingemeindungen halt nur 25.000 Einwohner hat, also etwa ein Zehntel jener deutscher „Kleinhäusler“ a la Freiburg, das jahrelang ein „Paternoster“-Dasein gefristet hat, ehe es sich allmählich etablierte. Mag sein, dass das 1:8 des WAC gegen den Rekordmeister Rapid nur ein einmaliges faules Osterei war, das sich die Kärntner selbst gelegt haben – als Weck- und Warnruf sollte diese Heim-Pleite jedoch nicht übersehen werden. Nachdenken und vorbeugen ist jedenfalls nicht nur vernünftiger, sondern auch besser als im nachhinein zu heulen…
