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Auböck oder: Wie man eine Schwimmsensation nicht verkauft

Entschuldigen Sie, dass ich mich heute wieder einmal der von mir selbst – sofern Zutritt zum Pool erlaubt – praktizierten Schwimmerei widme. Folgsam, wie der Schwimmverband nun einmal ist, hat er dem Sport-Austria (vormals BSO-)Wunsch entsprochen und sich via Homepage auf die Suche nach Freiwilligen für die neuen Sport Austria Finals gemacht. Das ist erstens legitim und durchaus löblich, weit weniger hingegen das unentschuldbare Versäumnis, dass nicht ein einziger Vertreter des Schwimmverbandes es der Mühe wert gefunden hat – Corona hin, Lockdown her – dem vor kurzem verstorbenen früheren National- und auch Auböck-Grundlager-Trainer Boris Zenow bei der Beerdigung die letzte Ehre zu erweisen. Nicht irgendwo weit weg oder gar in der Ukraine, woher er vor mehr als 30 Jahren nach Österreich gekommen war, sondern in Wiener Neudorf, also vor den Toren Wiens. Trotz eines kurzen Nachrufs auf der Homepage nach dem Ableben kann man dazu nur sagen: Alle Achtung vor dieser Form der Nichtachtung!

Und das gilt auch dafür, dass der Verband zwar kurz angekündigt hat, wer wo am Wochenende schwimmt, aber offenbar die längste Zeit nicht registriert, nicht einmal via Homepage die Schwimmfamilie informiert hat, dass eben dieser Vorzeigekrauler Felix Auböck, 23, beim Stockholm Open schon im Vorlauf über 400m mit 3:45,41 eine Weltklassezeit schwamm, ehe er sich im Finale auf 3:44,51 steigerte, nur 0,32 Sekunden über seinem Rekord (WM 2017), als aktueller Weltranglistendritter nur hinter zwei Australiern, aber als Nr. 1 Europas vor den Italienern Detto und De Tullio.

Normal müsste so eine Leistung – oder auf Neudeutsch und damit wirkungsvoller: Performance – vom Präsidenten abwärts alle im Verband aus den Socken hauen. Normal müsste man alles unternehmen, damit diese tolle Zeit fünf Wochen vor der Budapest-EM und dreieinhalb Monate vor den Olympischen Spielen so gut wie möglich allen Medien und einer breiten Öffentlichkeit vermittelt wird. Und dass mit dem besten Schwimmer seit Markus Rogan, den Jukic-Geschwistern und Maxim Podoprigora vielleicht auch der eine oder andere Sponsor auf diesen tatsächlich tollen Hecht in einem sonst eher trüben Karpfenteich aufmerksam wird. Aber nicht einmal das Online-Sportportal, das sekundäre Schwimmevents im Livestream überträgt, hat bis acht Uhr abends davon Notiz genommen. Allerhand!

Auch eine noch so lästige Pandemie samt Lockdowns hindert schließlich niemanden, auf Draht zu sein. Oder drahtlos mit allen Medien verbunden zu sein. Und niemand sagt, dass man sein Licht unter den Scheffel stellen muss. Bescheidenheit im Spitzensport ist alles, nur keine Zier …

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