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Gefeuerter, gefeierter Tuchel oder: Vom Himmelfahrtskommando zum Himmelsturm

Thomas Tuchel muss sich post festum bei Paris-St.-Germain bedanken, dass ihn die dort regierenden Katari-Scheichs ausgerechnet mit einem unchristlichen Weihnachtsgeschenk vor die Tür gesetzt haben! Statt sich an der Seine weiter über verpasste Sieg- und Titel-Chancen von Neymar und Co ärgern zu müssen, konnte er jetzt mit Chelsea und den deutschen Landsleuten Rüdiger, Werner und Goldschützen Havertz über den Triumph in der Champions League jubeln – auch dank des russischen Oligarchen Abramowich, der die Chelsea-Ikone Frank Lampard gefeuert und dafür ihn, den (vogel-)freien Thomas, geheuert hatte.

Goldschütze Kai Havertz  und Chelsea-Goldgriff Thomas Ttuchel/Eurosport

Als Nachfolger, der für den damaligen Liga-Neunten retten sollte, was zu retten schien, wobei sich das vermeintliche Himmelfahrtskommando zum fantastisch-realistischen Himmelsturm auswuchs. Und der deutsche Zweimetermann den vermeintlich größten aller Trainer, den Meistermacher und Titelsammler Pep Guardiola, samt Manchester-City-Stars in Porto mit dem knappsten aller Siege, einem 1:0, ins Tal der Tränen beförderte! Ja, so paradox, kurios und unberechenbar vor allem der unberechenbaren Geldgeber an den Vereinsspitzen wegen kann Fußball sein, nicht wahr. Jetzt also ist Tuchel, der als junger Mainz-Trainer vor acht Jahren dem damaligen Bayern-München-doch-nicht-Überdrüber-Coach Pep noch zu Füßen gelegen war, diesem Vorbild in die Quere gekommen und nicht nur körperlich über den Kopf gewachsen.

Pikanterie am Rande, dass die (nicht nur englischen) Kritiker dem katalonischen Lehrmeister Guardiola nach der finalen Pleite den Vorwurf machen, mit seiner Aufstellungsvariante aufs falsche Pferd gesetzt, Tuchel hingegen belobigen und bejubeln, auf die richtigen Leute im wichtigsten Spiel gebaut zu haben. Hätte der auch für meine Begriffe viel zu spät ins (Abschieds-)Spiel gebrachte Ex-Maradona-Schwiegersohn Kun Agüero in der Nachspielzeit, auf Neudeutsch Nachschlag von sieben Minuten, nicht hauchdünn übers Kreuzeck geschossen, sondern getroffen, hätte es Kritik für Tom gehagelt und dafür einen Beifallsregen für Pep gegeben, dass er den Torjäger doch noch gebracht hat.

Ja, so knapp wie im Endergebnis können Sieg und Niederlage, Glück und Pech, Lob und Tadel auseinander liegen, wenn´s in einem Endspiel um die Nr. 1 im europäischen Fußball geht. Super für Tuchel, super für Havertz, das deutsche Toptalent, super für Chelsea – und im wahrsten Sinn des Wortes doppelt bitter für Manchester, das binnen weniger Tagen beim Griff nach der Krone wieder mit leeren Händen dasteht. Erst Vizemeister United mit Solskjaer, jetzt Meister ManCity mit Guardiola. Man darf gespannt sein, ob daraus Trainer-Stricke gedreht werden. Manchmal kann, wie das triumphale Beispiel Tuchel zeigt, aus Feuern im Handumdrehen auch Feiern werden. Das Glück, so sagt ein altes Wiener Sprichwort sagt, ist halt a Vogerl. Abwarten, wohin es in nächster Zeit fliegt…

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