Da ich die Top-Events aus London und/oder Spielberg des Ferien-Wohnsitz-Wechsels in die Gamsstadt wegen nur aus der TV-Perspektive verfolgen kann, muss ich vorübergehend nur Antizyklisch-Lokales anbieten. Vorweg sei gesagt: Kitzbühel, Tourismus und Sport sind seit Jahrzehnten eins. Dass Kitzbühel und Kultur schon seit Jahrhunderten eins sind, das hat der alte und neue Bürgermeister Klaus Winkler dem p. t. Publikum beim „Klassik-in-den-Alpen“-Konzert des Weltstars Elina Garanca verraten.
Von Benedikt Anton Aufschnaiter war da die Rede, einem in der Gamsstadt geborenen Komponisten und Kapellmeister (1665-1742)m der den Großteil seines Lebens allerdings in Passau verbracht hatte. Während Winkler den großen Bogen in die Vergangenheit spannte, wurden die Zuhörer und Zuseher zur Einstimmung des gottlob trockenen Kunstabends mit einem musikalisch verbrämten Polit-Mainstream verwöhnt, auf den aber – so das laue Publikumsecho – die wenigsten eingestellt waren.
Das Opus, von dem die belesene, gebildete, fabelhafte Moderatorin Barbara Rett meinte, es wäre vordem auf dieser (Spiel)-Wiese ganz sicher noch nie gespielt worden, hatte nichts mit Oper, Operette und Musical-Arien- oder Duetten zu tun. Es handelte sich auch nicht um die echte oder heimliche Tirol-Hymne mit Hand aufs Herz, man hörte auch nicht die Bundeshymne mit Söhnen und Töchtern – nein, nein: in Kitzbühel wurde die Nationalhymne der Ukraine intoniert. Jawohl, die Hymne der Ukraine, damit von allem Anfang an alles klar ist. Ja, darauf war nicht nur ich nicht gefasst. Und viele haben sich wohl in Anlehnung an den Hit aus der Westside-Story bei dieser politischen Einmischung in die klassische Kultur in den Alpen leise gedacht: Jessas Maria, Maria, Maria …
Während das Garanca-Konzert mit neuen und womöglich auch künftigen Kometen am Opernhimmel wie der Spanierin Monzo, dem chilenischen Ami Tetelmann und der Talente-Siegerin Janke aus Wien zu Ende ging, waren inzwischen längst die Barrieren für den Start zum nächsten Event unter Horn und Hahnenkamm aufgebaut. Denn nach der Kultur kam wieder der Sport zu seinem Wort, der sich im Sommer und Herbst mit Musik (Tennis/Heino/Horn-Lauf/Gabalier/Resnik-Streif-Lauf-Challenge) immer wieder abwechselt. Der Kitzbühel Rad-Marathon war da angesagt über 216 km und fast 5000 an Höhenmetern (Pass Thurn, Gerlos Pass, Kerschbaumer Sattel) mit dem teuflischen Schlussanstieg zum Ziel beim Alpenhaus unter dem thronenden Kitzbühler Horn.
Immerhin waren mehr als tausend Radfreaks aller Alters- und sonstiger Klassen aus nicht weniger als 18 Nationen am Start. Beim Start am Sonntag um 6 Uhr früh, also zu fast nachtschlafender Zeit, wurden übrigens keine Hymnen gespielt. Nicht einmal die ukrainische, geschweige denn jene aus Tirol oder Österreich. Gut so, dass die SportlerInnen selbst oft ganz anders ticken als jene, die Meinungsmacher sind oder sich so nennen. Und sich dessen besinnen, was sie am besten können oder am liebsten machen. Vor allem wenn´s ein Rad-Marathon ist, den sie mit Hirn und Herz bewältigen. Und für die es Musik in den Ohren ist, wenn sie diesen Klassiker schaffen…