Wie die Dinge liegen, so wiederholt sich für Novak Djokovic das Melbourne-Spielchen auch beim US-Open – hoffentlich mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass er nicht von wem auch immer (versehentlich?) in die USA gelockt, am Airport festgehalten, mehr oder weniger eingesperrt, bei Richtern vorgeladen und dann wie ein aussätziger Krimineller deportiert wird. Motto: Weg mit Dir, Impf-Muffel und Corona-Leugner! Bevor du uns das Volk verhetzen kannst, werden wir Exempel statuieren! Und eben as, das wird ja wohl niemand leugnen, hat die australische Regierung auf ebenso demütigende Art wie abschreckende Weise getan.
Um von vornherein falschen Rückschlüssen einen Riegel vorzuschieben, sei gesagt, dass staatliche Regeln halt Regeln sind, die dazu da sind, eingehaltern zu wenden – ob in Australien oder jetzt vor den US-Open in Flushing Meadow zwischen Kennedy-Airport und Manhattan. Das geflügelte Wort spricht zwar davon, dass Ausnahmen die Regel sind, andererseits stimmt´s natürlich auch, dass mit Ausnahmen von sonst strengen Regeln die Türen geöffnet werden könnten, die man in Zeiten wie diesen -glauben Sie mir, nicht nur aus pandemischen Gründen – so geschlossen wie möglich halten will. Aus (Vorsorge)-Prinzip, so lautet jedenfalls das oberste Gebot.
Ob und mit welch einer Härte und Gnadenlosigkeit das auch gehandhabt wird, wenn es um politische Freunde geht, die auf Besuch kommen, das entzieht sich meiner Kenntnis, ich habe aber bisher noch nie etwas von einem Eklat a la Djokovic und Melbourne gehört, schon gar nicht, sollte es einen Staats-, Regierungschef oder sonstigen hochrangigen Freund der USA betreffen. Oder handelt es sich bei diesen Personen, ob männlich, weiblich oder neuerdings divers etwa gar um eine politische, auch von den UN mit Sitz in New York abgesegnete Herden-Immunität?
Lassen wir mögliche Spielchen in diesem Zusammenhang einmal beiseite, so verzerren sowohl Corona-Regeln als auch Ukrainekrieg-Folgen den Sport in einem solchen Ausmaß wie seit den Boykott-Spielen von 1980 und 1984 nicht mehr. Die einen dürfen, die anderen können unter gewissen Bedingungen teilnehmen, dafür werden wieder wahllos Ranglistenpunkte gestrichen und damit Ranglisten auf den Kopf gestellt wie zuletzt beim Wimbledonsieg von eben jenem Novak Djokovic, der als überzeugter Impfgegner zwar im Tennis-Mekka spielen und siegen durfte, den Triumph aber mit einem Absturz im Ranking bezahlte, in dem er aber, diesen Sinn soll mir einer erklären, ganz ohne Spiel und Sieg inzwischen wieder um zwei Plätze nach oben geklettert ist. Absurd!
Wenn ich mich recht erinnere, so hat Djokovic vor zwei Jahren, als wir mitten in der Pandemie und noch ohne Impfstoff waren, bis zu seinem Ballwurf-Ausschluss ebenso spielen würfen wie im Vorjahr, als er unter Tränen dem ersten Jahres-Grand-Slam seit Rod Laver (1969) nachweinte. Und heuer, da das Leben in den Staaten an alte Zeiten erinnert, und in einem Jahr, in dem der Serbe die Paris-Revanche gegen Nadal verlor, aber dafür in Wimbledon zum 8. Male triumphieren konnte, in einem Jahr zudem, in dem alle Covid-Turniertests bei ihm negativ ausgefallen waren, soll er anders als in den beiden schrecklicheren Vorjahren ausgesperrt werden? Wohl auch absurd, oder?
Wie gesagt, es gibt Regeln und es gibt, wie wir wissen, immer und überall die Ausnahme von eben diesen. Immer dann, wenn es genehm ist, sie zu erteilen. Ein Typ wie Djokovic, der in New York erst mit Beifall überschüttet wurde, als er im Vorjahr wie gesagt unter Tränen von Medwedew im Endspiel entzaubert worden war, gehört schon von seiner serbischen Herkunft und seiner höchst individuellen Einstellung zu allen möglichen Dingen des Lebens ganz sicher nicht zu diesen Menschen, die man ausnahmsweise besonders zuvorkommend behandelt. Dieser eigenwillige, aber auch außerordentliche Typ eignet sich eher dazu, an ihm und mit ihm sichtbare Exempel zu statuieren. Daran können wohl auch noch so prominente Petitionen in die Zehntausende gegen seinen Ausschluss nichts ändern…