Ein Wiener, der in Wien bzw. Fontana sein Werkzeug gelernt hat, aber nach acht Schul- und sportlichen Lehr- und Lernjahren zur Mama in die USA ausgewandert ist, ist mittlerweile drüben ein Star. In seiner Branche sogar unterwegs zum Weltstar, der sich binnen einem Jahr oder weniger Monate einen tollen Namen gemacht hat. Die Rede ist von Sepp Straka, 29, Sohn eines Innenarchitekten vom Petersplatz in Wien, der heuer als erster Österreicher mit der Honda Classic in Florida ein PGA-Turnier gewonnen und am Sonntag den zweiten Triumph beim Sanders Farms Championship in Jackson, Mississippi, erst am zweiten Extraloch des Stechens gegen den Kanadier McKenzie Hughes ganz knapp verpasst hat.
Übrigens nach längerer Turnierpause und Akku-Aufladen schon das zweite Stechen in Folge, das er verloren, aber trotzdem weitere, wichtige Erfahrungen gesammelt, in der US-FedEx-Cup-Wertung den Sprung auf Platz 3 und in der Weltrangliste auf Rang 26 geschafft hat. Da ja die Dichte an Weltklasse im Golf über den Daumen gepeilt in etwa dreimal so dicht ist wie jene im Tennis, lässt sich erst ermessen, wie gut der Austro-Amerikaner aus Wien drauf ist. Was jetzt noch fehlt, das wäre ein Sieg oder Podestplatz in einem der vier Major-Turniere, ob Masters, PGA-Championship, The (British) Open und US-Open. Noch historischer als der erste PGA-Triumph, seit dem Sepp Straka ein gewichtiges Wort bei Top-Turnieren mitspricht. Als Schülertormann bei Trumau galt er einst auch als Golftalent, aber dass er derart zuschlagen würde, das hätte an Wunschträume gegrenzt… …
Ich bin schon gespannt, welche Nebenrolle dieser fast stoisch ruhige Typ bei der Wahl zum Sportler des Jahres schlussendlich bei meinen Medienkollegen gespielt hat, wo er vorweg schon ganz sicher nicht unter den Top drei der Shortlist zu finden war. Auch wenn wir zumindest vorderhand noch immer ein Ski-Volk sind, eines der verhinderten Fußballweltmeister, der verblichenen Formel-1-Champions und lebender PS-Legenden, so erschöpft sich die heimische Medienlandschaft leider zu sehr mit nationalem bis regionalem Pathos, nebensächlichen Randthemen und mit lokalen Größen und Figuren, die Sepp Straka nicht das Wasser reichen können. Dass in der Online-Ausgabe der sonst Golf-freundlichen „Krone“ unter dem Foto des Siegers Hughes sein Name steht, sagt schon einiges aus…
Inbegriffen in solch lässliche Sünden sind auch alte Vorurteile gegen Golf(er), die da heißen: Elitäres Spiel für Betuchte und Reiche allen Alters, die sich den teuren Spaß leisten können, kein echter Sport für die breite Masse, obschon es hierzulande der Pandemie zum Trotz im Jahre 2021 eine Steigerung der Mitgliederzahlen von etwa 109.000 auf 115.062 GolferInnen gegeben hat. Und angesichts der auf uns zukommenden Einschränkungen im Winter und Wintertourismus hat Golf mit seinen teils einmaligen Investitionen natürlich eine hohe Anziehungskraft vom Frühjahr bis zum Spätherbst im Lande und überall dort, wo mildes Klima vorherrscht.
Golfspiel und Radfahren haben sich als Breiten- wie Spitzensport mittlerweile ganz vorn etabliert. Und wenn ich Radsport sage und schreibe, dann möchte ich erinnern, dass ein gewisser Georg Totschnig als Tour-de-France-Etappensieger zum Sportler des Jahres 2005 gewählt wurde. Über alle Dolchstoßlegenden und Hetzjagden auf Radprofis hinaus und hinweg. Es ist jetzt, hier und heute Zeit, dass die heimische Sportlandschaft wieder lernt, ein bisschen mehr über den Tellerrand von A(laba) bis A(rnie) und andere personellen Refrains hinauszuschauen.