Die Erste Bank Open, die Stadthalle samt Heumarkt-Improvisation, Turnierdirektor Herwig Straka und die Sponsoren können sich die Hände reiben. Ganz nach dem Vorbild der steirischen Eiche hat Dominic Thiem gehalten, was er auch in Krisenzeiten versprochen hatte: I´ll be back! Wo er einmal war, dort ist er noch nicht, aber mit dem Antwerpen-Viertelfinale nach dem Gijon-Semifinale auf dem besten Weg unter die Top 100, die ja sein erklärtes Ziel in der Comeback-Saison gewesen waren.
Was dabei zuversichtlich stimmt, dass es weiter so gut gelingt wie zuletzt, das sind zum einen tolle Momentaufnahmen wie der erste Satz in der Achterbahnfahrt gegen den von der Schlagkraft her allerdings unterlegenen Argentinier Francesco Cerundolo, zum anderen aber sein alter Kampfgeist und wiedergefundener Widerstandswille, die ihm im dritten Satz halfen, ein 3:4 und Break zurück in einen 7:5-Sieg zu verwandeln.
Dominieren und gewinnen, das hat etwas Selbstverständliches an sich, das erinnert wie der Erstrundensieg gegen den unreifen Belgier Geerts an eine Pflichtübung. Sich mit dem Rücken zur Wand aber zunächst beim eigenen Schopf aus dem (spielerischen) Sumpf zu ziehen, um dann auch noch entscheidend zurückzuschlagen, das sind die Asse, die in der Regel nur absolute Spitzenspieler aus dem Ärmel zaubern. Nur die Großen machen immer die Big Points.
Eben diese ganz spezielle Qualität ist es, die die absoluten Topleute auszeichnet und von der Masse gehobener (Mittel)Klasse abhebt. Wer einmal ganz vorn war im Sport im Allgemeinen und im Tennis im Besonderen, wer über ein in vielen Jahren noch unter Günter Bresnik ausgebautes Arsenal an Schlägen verfügt, der kann bei bester mentaler und physischer Fitness auch im Ernst- und Notfall darauf zurückgreifen. Was Domi einst gelernt hat, das verlernt ein Dominic nicht so schnell, er muss es nur aktivieren, wenn Kopf und Körper wieder mitspielen.
Und das scheint, wie die Dinge liegen, was immer in Antwerpen geschehen mag, bei Thiem mittlerweile wieder der Fall zu sein. Ja, er ist insofern wieder zurück, dass er die Zwischenstation Top 100 so gut wie gepackt hat. Alles andere aber liegt nicht nur an der alten Stärke des US-Open und Wien-Siegers Thiem, sondern auch daran, ob er sich im gleichen Maße weiter entwickeln kann wie die weit jüngere Next-Generation von Alcaraz über Sinner, Korda und andere, die schon begonnen haben oder sich anschicken, neue Maßstäbe zu setzen. Die Erste Bank Open können da ein Signal sein, ob der neue Thiem den alten nicht nur aufleben, sondern womöglich hinter sich lässt.