Der liebe (Wetter)-Gott hat runterg´schaut und am Tag nach der Damen-Absage ein optisches und auch sportliches Bilderbuchrennen der Herren am Rettenbachferner ermöglicht mit einem logischen Sieger, einer erfolgreichen Premiere, die laut Insidern aber bei näherer Durchsicht gar keine war, und einem Debakel für Rotweißrot, das sich gewaschen hat. Marco Odermatt, Skieur d´Or- und Serge-Lang-Trophy-Sieger, kehrte wieder den Superman hervor, der aktuell eine Klasse für sich im Riesenslalom ist, der wichtigsten Grunddisziplin. Und für den ÖSV, sprich: ein an Haupt und Gliedern bzw. Kopf bis Fuß erneuertes Team im Vorzeigeverband, gab´s nach dem Vorjahrsschritt nach vorn ohne der Nr. 1, Stefan Brennsteiner, und dem Vorjahrszweiten Roland Leitinger einen kräftigen Rückschlag, fast eine Lektion, aus der die richtigen Lehren gezogen werden müssen. Bis Lech/Zürs oder eigentlich so wirklich erst in Val d´Isere ist ja noch Zeit, um an den Schrauben zu drehen.
In Memoriam an Firmenchef Didi Mateschitz, der am Vortag verstorben war, war auch Red Bull aus ganz anderem Grund und werblichen Motiven ein Thema, das vor allem in den ORF-Live-Übertragungen immer wieder angesprochen und angesichts des Kristoffersen-Podiums auch bejubelt wurde. Es ging um den neuen Van-Deer-Ski, der sich ganz in dunkler Einheitsfarbe präsentiert, weil das Firmen-Logo überklebt worden war, um nicht die FIS-Regeln zu verletzen und eine Disqualifikation zu riskieren. Und so clever, wie ein Ex-ÖSV-Sportchef und Neo-Hirscher-Sportboss wie der kühle Rechner Toni Giger schon immer war und ist, legte er noch ein Schäuferl nach, um den roten Bullen zumindest verbal im Spiel zu halten. Wenn einem jemand den Ball zuspielt, dann wäre man ja dumm, ihn nicht aufzufangen, oder?
Ohne Logo, aber voll in Form hirschte Kristoffersen (l.) aufs Podest. Gegen Odermatt aber hatte keiner Chancen.
Abgesehen vom Hirscher-Ski, so wären Schuh, Bindung samt Platte bei Kristoffersen, wie mir Insider der Szene verrieten, übrigens vom alten Ausrüster gewesen. Und wenn stimmt, was Insider ebenso sagen, dann soll in Van Deer nicht nur Hirscher-Know-how stecken, sondern nicht zu wenig an Atomic (davon dürfte Marcel ja jede Menge an Material besessen haben) und Augment (vormals Croc), jene Firma, die noch zu Didis Lebzeiten dem Dosen-Imperium einverleibt worden war. Und bei allem Respekt vor Hirschers außergewöhnlichen Leistungen und Qualitäten hätte ich mir kaum vorstellen können, dass ein Ex-Weltmeister wie Kristoffersen in seinem immer noch jungen Alter aus Jux und Tollerei zu einem neuen, aber unerprobten Produkt greift, dass schneller als alle anderen Fabrikate das Licht der Skiwelt erblickt hatte.
Man darf gespannt sein, wie das Match zwischen den Mateschitz-Firmen-Epigonen und der FIS nmit ihren Regeln weitergeht, was den Namen der Van-Deer-Ski betrifft, die ja wieder zur Red-Bull-Equipment-Gesellschaft gehören. Aber das wieder wird auch davon abhängen, wie sich die nahe oder auch fernere Zukunft im Stall der roten Bullen entwickelt. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil der Firmengründer aus Thailand ja mehr als 50 Prozent der Anteile besitzt. Und damit auch immer und überall das letzte Wort hat. Und ob sich diese Asiaten für Ski und Skirennen, Winter und Schnee interessieren, das steht auf einem anderen Blatt…