Ich war und bin kein Rennläufer, umso mehr hat´s mich gefreut und auch ein bisschen bestätigt, dass mit der routinierten Podest-Läuferin Lara Gut ausgerechnet keine Österreicherin, sondern eine polyglotte Schweizerin in die gleiche Kerbe hieb, was das neue Parallel-Format betrifft. Welcher Teufel da die FIS geritten hat, um dieses Mickey-Mouse-Format auf Kursen in die Skiwelt zu setzen, die weder Fisch noch Fleisch sind, ist mir schleierhaft.
Wenn man nur Show liefern will, wie die gute Lara betont, dann wär´s ja noch okay, so etwas als Alpin-Testimonial ins Programm zu nehmen. Wenn´s aber um echten Wettkampfsport geht, bei dem die Weltcuppunkte ganz gleich vergeben werden wie am Lauberhorn, auf der Streif, in Adelboden oder in Schladming, um populäre Top-Events zu nennen, dann kommt das geradezu einer Beleidigung von kühnen Abfahrtshelden oder wendigen Slalomgiganten gleich. Und ist letztlich auch wie eine Faust aufs Aug für solch phantastische Skiregionen diesseits und jenseits des Arlbergs, wie in Kitzbühel oder Saalbach, wie in Val d´Isere, Chamonix, St. Moritz, Gröden, Bormio oder Garmisch.
Das wäre ja fast genauso, als würde man einen Kleinstfeld- oder Käfigkick für die FIFA- oder UEFA-Rangliste hernehmen, ganz abgesehen davon, dass sich Futsal bisher jedenfalls höchstens als halbwegs fernsehtaugliches Füllmaterial in Zwischensaisonen in die Winterprogramme gezwängt hat. Wie sekundär bis peripher solche Wettbewerbe sind, das lässt sich am besten daran beweisen, dass man kaum einen der (meist längst in der Versenkung verschwundenen) Spieler kennt.
Und wenn mit Petra Vlhova in Zürs-Lech die derzeit auch körperlich alle überragende Skiläuferin mit dem Glück der Tüchtigen gewonnen oder dank des Vorzugs ihrer Größe oder längeren Arme dreimal um einen Wimpernschlag nicht verloren hat – für einige der Weltbesten bedeutete die Qualifikation schon die Endstation. Wie für eine Wendy Holdener. Wie für den Norweger Braaten, Sölden-Sieger und Jung-Stern am Skihimmel. Und auch andere, die ganz vorn sind, wenn´s um wahres Können, optimale Skitechnik oder auch Mut zum totalen Risiko geht.
Solche Bewerbe mögen in der heurigen Corona-Zeiten als Werbung für Wintertourismus ausnahmsweise ihre Berechtigung haben, im Normalfall aber eignen sie sich wohl eher für mehr oder weniger gut dotierte Serien von Hallen-Skirennen in allen Ländern, in denen der Skisport auch ohne Fernreisen im Sommer überwintern kann. Von Amnesville über Neuss, Bottrop, Hamburg, Landgraaf bis zu Dubai, aller dieser Orte ließe sich – ergänzt und verglänzt durch Protagonisten des Show-Bizz – ein Ski-Spektakel aufziehen. Und bei Außenseitern der Ski-Family punkten. Auch ohne Weltcuppunkte.