Fussball

Hans „Buffy“ Ettmayer gestorben: Wieder ist die Stimme eines Fußball-Originals verstummt

Auch wenn er schon länger gesundheitlich ziemlich angeschlagen warm, so hat auch mich die Nachricht vom Tod des Johann „Buffy“ Ettmayer traurig gestimmt. Wieder einer nicht mehr da aus einer Fußball-Zeit, in der man noch auf Du und Dun sein konnte mit den Granden der Nationalelf und der Klubs im In- wie Ausland, bei denen sie tragende Rollen spielten. Jetzt, da es ihn nicht mehr gibt, erinnere ich mich wehmütig der 60er-Jahre, als der talentierte, aber offensichtlich eher undisziplinierte Ettmayer von der Wiener Austria aussortiert,  mehr oder wenigerin  den wackeren Innsbruckern geschenkt und dort 1971 zum Hans im Meister-Glück geworden war. Als er nach Tirol ging oder zwangsweise gehen musste, traf er dort auf jenen Trainer Leopold Stastny, der nicht nur als späterer Teamchef sein Mentor werden, sondern ihm auch den Spitznamen „Buffy“ geben sollte – ein tschechischer oder slowakischer Name, der so viel wie Dickerchen bedeutete.

Ja, er war ein  Buffy, der Johann Ettmayer, sozusagen vom Scheitel bis zur Sohle, aber in eben diesem Linksfuß steckte nicht nur Kraft, sondern auch enorm viel Gefühl. Seine Zentimeter genauen, weiten (Steil)-Vorlagen wurden ebenso bejubelt wie seine knallharten Schüsse gefürchtet – erst in der heimischen Liga, dann beim VfB Stuttgart und beim Hamburger SV, wo er als Wiener aus Tirol zum Publikumsliebling bei den Schwaben wie an der Waterkant avancierte. Er hatte Wien zwar verlassen (müssen), aber im Herzen und mit seinem Schmäh auf und abseits des Fußballs war er immer ein Wiener Urgewächs geblieben. Einer, der nie verhehlte, dass er ein „Süßer“ sei, der für sein Leben gern Schokoladen und Desserts genoss. Unübersehbar, aber auch unüberhörbar, weil er sich selbst darüber manchmal lustig machte.

Seine Schusskraft, wie erwähnt, hatte er inn unserer und in der deutschen Bundesliga mit vielen Volltreffern unter Beweis gestellt, im Nationalteam allerdings wurde Buffy zum Stiefkind des Schussglücks – in 30 Länderspielen gelang ich kein einziges Tor, in einem denkwürdigen Duell mit Vizeweltmeister Italien hätte er eines auf den Fuß gehabt, der sonst so sichere Elfer-Schütze aber vergab im Nationaltrikot sogar einen Penalty. Und so verlor Österreich damals ein Duell auf Augenhöhe mit 1:2 …

 Nach seiner Kicker-Karriere, die er in Freiburg und in der Handballstadt Göppingen ausklingen hatte lassen, gab´s immer wieder launige Treffs mit Buffy, darunter auch vor dem Europacupfinale 1979 in Basel, das der FC Barcelona damals mit dem mental angeschlagenen Krankl (Frau Inge nach Milzriss in Lebensgefahr) gegen Fortuna Düsseldorf dank eines „Goal……“ des Goleadors gewann. Nahe der Wahlheimat Stuttgart etablierte sich Ettmayer als Trafikant mit allem Drum und Dran.

Ob bei den Schwaben, ob den Hanseaten, in all deren Chroniken erhielt er ebenso einen Ehrenplatz wie er auch in Tirol vor einigen Jahren ein Ehrentrikot des inzwischen insolventen Nobodys Wacker-Innsbruck. Ettmayer oder besser: der unverwechselbare Buffy gehörte noch zu jenen Fußball-Originalen, die leider langsam aussterben. Sie waren und sind Relikte aus einer anderen Zeit, in der man noch auf Du und Du sein konnte und durfte. Seine originellen spontanen Aussagen und sein Mutterwitz wird mir ebenso in Erinnerung bleiben wie manch deiner seiner genialen Tricks, Dribblings, Vorlagen oder Tore. Lieber Buffy, leb wohl, alter Scherzbold. Und R. I. P.  

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